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Der Wirt der aus der Rolle fiel

Der Wirt der aus der Rolle fiel

Gudrun Olschewski
Ein Beitrag von Gudrun Olschewski, Evangelische Pfarrerin, Pfungstadt

Adventszeit ist Probenzeit. Überall proben Kinder für den Heiligen Abend das Krippenspiel. Und fast immer ist ein Gastwirt dabei, obwohl in der Bibel nichts von ihm zu lesen steht. Der Gastwirt nämlich ist es, der „in der Herberge keinen Raum mehr hat“. Also sagen muss: „Kein Platz. – Geht weiter.“ Klar, nur Jung‘s können diesen Gastwirt spielen – auch in diesem Jahr wieder in meiner Gemeinde.

Gestern war die erste Probe. Maria und Josef klopfen beim Gastwirt an und erzählen dem kleinen Jungen mit der viel zu großen Schürze ihre Geschichte: "Von Nazareth aus sind sie nach Bethlehem gekommen, wegen der Steuerschätzung. Maria ist schwanger. Noch in dieser Nacht soll ihr erstes Kind geboren werden."

Nachdenklich schaut sich der Gastwirt die beiden an. Dann gibt er sich einen Ruck und ruft: "Kommt doch herein." Sofort unterbreche ich die Probe und erinnere den Gastwirt an seine Rolle. Da schaut mich der kleine Schauspieler verlegen an: „Aber, ich kann die beiden doch nicht einfach draußen stehen lassen.“

Der kleine Gastwirt, der aus der Rolle gefallen ist, versteht die Weihnachtsgeschichte ganz richtig. Jesus wurde geboren, um Türen zu öffnen, die bisher verschlossen waren. Der kleine Junge schaut hin und sein Gefühl sagt ihm: "Du kannst die beiden nicht da draußen stehen lassen."

Die Weihnachtsgeschichte verändert ihn. Er lässt sich von der Situation anrühren und tut das, was nötig ist: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr, der Herrlichkeit.“

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