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Wozu der Schmerz
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Wozu der Schmerz

Ein Beitrag von Alrun Kopelke-Sylla, Pfarrerin, Echzell

Beim Gemüseschnippeln fürs Mittagessen habe ich mir kräftig in den Finger geschnitten. Das war schon gestern, und ich finde, dass der tiefe Schnitt immer noch erstaunlich wehtut. Eigentlich finde ich das überflüssig. Wofür sind solche Schmerzen eigentlich nötig?

Mein kleiner Neffe gibt mir die Antwort. Er liebt es momentan, mit seiner Gießkanne die Blumen im Garten zu gießen. Aber der Wasserhahn, den er so spannend findet, ist unter der Gartentreppe. Wenn er da ran will, um seine Gießkanne zu füllen, muss er sehr aufpassen. Ein paarmal hat er sich schon den Kopf gestoßen und es gab Tränen.

Aber der Wasserhahn zieht ihn so an, dass er trotzdem wieder und wieder in die Treppenecke gegangen ist. Mittlerweile ist er geschickt und bewegt sich unter der Treppe, ohne sich anzustoßen. Der Schmerz hat ihn gelehrt, vorsichtig zu sein und sich geschickter zu bewegen.

Schmerz kann also einen Sinn haben. Nicht immer, aber für etwas ist er gut: Weil wir unseren Körper vor Schmerzen schützen wollen, lernen wir Vorsicht. Ohne Schmerzen würden wir das nicht lernen und uns ziemlich plump bewegen. Mit der Zeit können wir dann ganz gut abschätzen, was uns schmerzen könnte.

Wenn mein kleiner Neffe sich also wehtut und die Tränen fließen, dann muss ich ihn zwar trösten, aber er hat gerade wieder ein bisschen Geschicklichkeit gelernt. Und so besehen ist auch Gemüseschneiden für mich Geschicklichkeitstraining.

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