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Ist das so?!

Ist das so?!

Ein Beitrag von Sandra Matz, Pfarrerin, Evangelisches Gemeindenetz an der Nördlichen Bergstraße, Alsbach

Seit ein paar Wochen habe ich eine neue Freundin. Wir sind noch in der Kennenlern-Phase, da ruft sie morgens recht früh an. Ich hab wohl etwas leise gesprochen, denn sie sagt: „Oh. Entschuldigung – passt es gerade nicht?“ Ich antworte: „Doch, ich freu mich, von Dir zu hören. Ich brauche morgens nur etwas länger… vor allem, wenn ich noch keinen Kaffee hatte. Ich bin ein Morgenmuffel.“ Sie lacht. „Ach so?! Das passt irgendwie gar nicht zu Dir. Ist das so?“

Mmh. Gute Frage. Ein paar alte Freunde haben das vor vielen Jahren gesagt, als ich einmal morgens miesepetrig aus einem Zelt herausgekrochen kam. Seitdem werden in meinem Freundeskreis Witze darüber gemacht. Seitdem steht fest: Sani ist morgenmuffelig.

Als mich jetzt am Telefon meine neue Freundin fragt: Ist das so?, da stammel ich: „Ähh. Ich weiß nicht. Vielleicht.“ Ich merke: Ich bin kein Morgenmuffel, ich möchte keiner sein.

Es gibt Ereignisse im Leben, die können dazu beitragen, dass man Glaubenssätze von sich entwickelt, also tiefe Überzeugungen. Vor allem bei Dingen, die wichtiger sind, als Morgelmuffel zu sein. Diese Sätze sagt man sich selbst immer wieder vor. Irgendwann verfestigen sie sich und dann handelt man auch so. Dann ist man selbst überzeugt: „Ich kann nicht malen, singen oder sonst was.“ Oder: „Ich verstehe mich nicht mit meiner Schwester.“ Oder „Ich brauche das und das zum Glücklichsein.“

Meine Freundin hat mich mit der kleinen Frage „Ist das so?!“ an etwas enorm Wichtiges erinnert: Ich bin frei. So frei, wie der Reformator Martin Luther immer betont hat. Er hatte an den Satz aus der Bibel erinnert: Zur Freiheit hat Christus uns befreit. Gerade bei Glaubenssätzen, die mich begrenzen, kann ich fragen: „Ach ja?! Ist das so?!“ Und wenn die Antwort „nein“ oder auch nur „vielleicht“ lautet, dann kann ich mich verändern. Denn – ich bin frei.

Auf meinen Milchkaffee morgens kann ich mich trotzdem ja noch freuen.

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