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Warten

Warten

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Um ehrlich zu sein: Ich hasse Warten. Im Wartezimmer beim Zahnarzt, grauenhaft, in der Schlange an der Kasse, nervig, am Bahnsteig, wenn der Zug mal wieder zu spät kommt, ärgerlich – oder im Flur, wenn meine Frau sich gefühlte 3 Stunden schminkt, unfassbar.

Dabei meint das Wort „Warten“ eigentlich was anderes. Ja, sogar was völlig anderes. Warten kommt nämlich ursprünglich von dem Substantiv „Warte“, also Wachturm. Und wer früher auf einer Warte arbeitete, der „wartete“.

Das heißt: Er hielt Ausschau. Er beobachtete aufmerksam, was auf ihn zukommt. Er prüfte, ob sich da Gutes oder Schlechtes nähert. Und er checkte die Lage. Darum sagen wir ja heute noch: Mein Auto wird gerade gewartet. Da wird nachgeschaut, ob alles in Ordnung ist.

Das herrliche Wort „Warten“ steht also für etwas Positives: Es bedeutet, dass ein Mensch genau hinschaut, ob alles in Ordnung ist und was ihm wohl die Zukunft so bringt. Kein Wunder, dass die Glaubenden vor Weihnachten den Advent zu einer solchen Wartezeit erklärt haben.

Wir sind im Advent eingeladen, sorgfältig zu beobachten, was mit uns und um uns passiert – und uns dadurch innerlich auf das besondere Ereignis der Geburt Jesu vorzubereiten. Wachsam sein, aufmerksam für das, was uns er-„wartet“.

Das kann sogar zu einer Lebenseinstellung werden. Übrigens zu einer, die in der Psychologie gerade unter dem Namen „Achtsamkeit“ groß gefeiert wird. Seit ich weiß, was Warten eigentlich bedeutet, warte ich richtig gerne.

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