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Heimat - Das Ziel

Heimat - Das Ziel

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Der Liederdichter Paul Gerhardt hat im 17. Jahrhundert ein – wie ich finde – traumhaft schönes Lied geschrieben. Es heißt: „Ich bin ein Gast auf Erden.“ Darin erzählt der Dichter sehr poetisch, was Heimat für ihn bedeutet. Und dabei betont er: Ein Mensch kann sein Leben viel gelassener und freier gestalten, wenn er sich vor Augen führt, dass er nur ein Gast ist, ein Vorübergehender, ein Besucher.

„Ich bin ein Gast auf Erden.“ Weil es das, was wir uns ersehnen und erträumen, wenn wir von „Heimat“ sprechen, in der Welt gar nicht gibt. Jedenfalls nicht in Vollendung. Wer sich das bewusst macht, behauptet Gerhardt, der kann nicht nur mit Schicksalsschlägen besser umgehen, der erwartet auch nicht, dass sich in seiner Erdenzeit alle Erwartungen erfüllen.

Sich auf der Erde als Gast fühlen – natürlich kann Paul Gerhardt das nur deshalb so entspannt schreiben, weil in ihm eine unfassbare Hoffnung brennt: Das, was „Heimat“ wirklich meint, das erfahren wir im Himmel. Der Himmel ist der Ort, an dem ich dann nicht mehr Gast bin, sondern wirklich zuhause.

„Ich bin ein Gast auf Erden.“ Ich habe lange drüber nachgedacht, ob mir eine solche Lebenseinstellung wohl helfen würde. So ganz fertig bin ich damit noch nicht. Aber ich finde den Gedanken zumindest faszinierend. Wer sich als Gast auf Erden fühlen kann, der genießt den Augenblick, und freut sich zugleich auf das, was noch kommt. Oder wie Paul Gerhardt in seinem Lied schreibt: „Ich wandre meine Straße, die zu der Heimat führt, da mich ohn alle Maße, mein Vater trösten wird.“ Klingt gut.

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