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Schaltsekunde
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Schaltsekunde

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Es scheint gar nicht so leicht zu sein, unsere Uhren und die astronomischen Vorgänge, die wir damit messen wollen, in Einklang zu bringen. Ja, zum Beispiel braucht unsere Erde für eine Umdrehung jeden Tag einen Hauch länger als die 86.400 Sekunden, die wir zugrunde legen. Und darum wird in unserer Zeitmessung ab und an – wie heute – eine Schaltsekunde eingefügt.

Übrigens nicht regelmäßig, denn schon ein größeres Erdbeben genügt, um die Welt so aus dem Takt zu bringen, dass erst mal wieder ganz neu gemessen werden muss, ob und wann eine Schaltsekunde nötig ist. Wie dem auch sei: Heute ist der Tag offiziell eine Sekunde länger. Und ich finde es wirklich faszinierend, mit welcher Präzision die Wissenschaftler so etwas berechnen können. Fantastisch.

Andererseits fällt mir dazu auch ein berühmtes afrikanisches Sprichwort ein. Die Afrikaner sagen gerne: „Ihr habt Uhren, wir haben Zeit.“ Denn mal ganz ehrlich: Wenn wir Europäer so oft das Gefühl haben, dass wir mit der Zeit nicht klar kommen, dann hat das ja nichts mit irgendwelchen Schaltsekunden zu tun. Dann geht es eher um die Frage: „Wann habe ich mal wieder richtig Zeit“?

Die physikalischen Institute der Welt fügen heute eine Sekunde in den Weltenlauf ein, damit das Leben und die Zeitmessung wieder zusammenpassen. Vielleicht ist das ja irgendwie auch ein Gleichnis. Dafür, dass jeder von uns immer wieder vor der Aufgabe steht, seine persönliche Zeitwahrnehmung und die Realität in Einklang zu bringen. Denn am Ende gilt doch: „Man hat so viel Zeit, wie man sich nimmt.“

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