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ESC-Halbfinale

ESC-Halbfinale

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Ich bekenne: Ich finde den „Eurovision Song Contest“ toll. Wirklich, die Kostüme, die Inszenierungen, die gestylten Künstler – und ab und an kommt sogar mal ein Lied, das mich richtig berührt. Auch wenn es nur selten die Songs sind, die am Ende gewinnen. Macht nichts.

Na, aber heute Abend ist ja erst mal Halbfinale. 16 Nationen erhoffen sich heute in Wien, dass sie einen der heiß begehrten Finalplätze am Samstag ersingen. Und was ich spannend finde: Der ESC wird spürbar politischer. Ja, Armenien bringt dieses Jahr ein Lied mit, in dem es um Völkermord geht, Ungarn präsentiert die Friedenshymne „Wars for Nothing“, und die Rumänen erzählen von den vielen Kindern, die allein aufwachsen, weil ihre Eltern im Ausland arbeiten.

Sprich: In den Songs geht es eben nicht nur um Liebe und Triebe, sondern immer öfter um ganz konkrete gesellschaftliche Themen. Und vielleicht trägt ja auch mal ein Lied dazu bei, dass sich die Welt verändert.

Das ist übrigens gar nicht so utopisch, wie es klingt. Als der Reformator Martin Luther vor fast 500 Jahren die Kirche und das Denken erneuerte, da machte er das nicht nur durch kluge Schriften, sondern vor allem durch Lieder. Ja, durch Gassenhauer, in deren Texten er rüberbrachte, was ihm wichtig war.

Klar, damals konnte ja kaum jemand lesen, aber wenn in den Kneipen vom Glauben und von einer veränderten Gesellschaft gesungen wurde, dann war bald jede und jeder über die neuen Ideen informiert. Man sollte die Kraft von Liedern auf keinen Fall unterschätzen. Ob der ESC das leisten kann und will, weiß ich nicht. Aber zumindest freue ich mich, dass einige der Musiker offensichtlich eine Botschaft haben.

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