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Das Ende der Besatzungszeit

Das Ende der Besatzungszeit

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

„Heute, fast zehn Jahre nach dem militärischen und politischen Zusammenbruch des Nationalsozialismus, endet für die Bundesrepublik Deutschland die Besatzungszeit.“

Das verkündete Konrad Adenauer am 5. Mai 1955 voller Stolz. Zu Recht. Denn der Westen Deutschlands war ja nach dem 2. Weltkrieg kein souveräner Staat mehr gewesen. Auf dem Petersberg bei Bonn hatten die ganze Zeit drei sogenannte „Hohe Kommissare“ residiert. Vertreter der Besatzungsmächte, die offiziell das Sagen hatten. Sprich: Amerikaner, Briten und Franzosen besaßen faktisch die Staatsgewalt.

Die übten sie zwar im Lauf der Zeit immer weniger aus. Aber es war nicht nur ein gutes Gefühl, sondern eine klare Zäsur, als vor 60 Jahren der Westen Deutschlands wieder ganz und gar eigenständig wurde.

So richtig feiern wollte das damals trotzdem keiner. Denn es führte eben auch schmerzhaft vor Augen: Deutschland war nun ein gespaltenes Land. Und tatsächlich sollte es ja noch 35 Jahre bis zur Wiedervereinigung dauern.

Trotzdem war dieses Ereignis weltpolitisch bedeutend: Wir, die westlichen Siegermächte, trauen euch, den Deutschen, zu, wieder selbst Verantwortung zu übernehmen. Nach all dem, was ihr während der Nazizeit an Elend über die Welt gebracht habt. Nur 10 Jahre nach dem Ende des Kriegs.

Letztlich steckt dahinter eine urchristliche Botschaft: Jeder verdient eine neue Chance. Jedem sollte zugestanden werden, dass er aus seinen Fehlern gelernt hat. Und jeder darf noch einmal ganz neu anfangen.

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