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Weißer Sonntag

Weißer Sonntag

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Weißer Sonntag. Schöner Name, oder? Vermutlich stammt er von den weißen Taufgewändern, die früher immer bis zu diesem Tag getragen wurden. Getauft wurde ja viele Jahrhunderte lang nur in der Osternacht, weil da so mitreißend der Übergang vom Tod zum Leben gefeiert wird. Und dann liefen die frisch Getauften eine Woche lang in den Taufgewändern umher. Bis zum Weißen Sonntag. Das bedeutet: Offiziell ist die Osterzeit noch nicht zu Ende.

In der evangelischen Kirche heißt der heutige Sonntag auch „Quasimodogeniti“ – was nichts mit dem Glöckner von Notre Dame zu tun hat. Es heißt übersetzt: „Wie die Neugeborenen“. Und dieser Name spielt auch auf die Taufe von Ostern an. Denn Taufe bedeutet ja: Es beginnt ein neues Leben im Glauben. Darum sind eben alle Frischgetauften „wie Neugeborene“.

Nun: In der Osterzeit wird gefeiert, dass das Leben stärker ist als der Tod. Dann lohnt es sich doch auch, mal zu fragen: Wo und wie kann ich mal mal wieder „wie neugeboren“ sein? Postmodern ausgedrückt: Wo brauche ich möglicherweise mal wieder einen „Reset“ oder ein „Rebooten“ meiner Träume, also: einen echten Neuanfang?

Und wenn man das schöne Bild von den weißen Taufkleidern benutzt, dann heißt das ja: Ich streife die alten Klamotten, die inzwischen abgenutzt, fadenscheinig und vielleicht auch zu klein geworden sind, ab. Ich ziehe etwas Neues an. So, dass ich mich „wie neu geboren“ fühle. Weil ich zum Beispiel eine neue Leidenschaft entdecke oder üble Angewohnheiten endlich mal sein lasse. Das alles steckt mit in dem faszinierenden Ostergeschehen und der Taufe.

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