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Der Bruder mit Down-Syndrom
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Der Bruder mit Down-Syndrom

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt

„Ein Bruder mit Down-Syndrom ist manchmal echt die Hölle“, sagt Felicitas Woll. Und fügt dann an: „Genau wie jeder andere Bruder auch.“ Felicitas Woll ist Schauspielerin und wurde als Lolle in der Serie „Berlin, Berlin“ bekannt. Ihr kleiner Bruder Tassilo ist jetzt 14 Jahre alt und hat das Down-Syndrom. Die beiden haben noch weitere Geschwister. Zusammen mit Eltern, Großmutter und Großtante wuchs Felicitas Woll auf einem Bauernhof in Harbshausen in der Nähe von Kassel auf. Eine richtige Großfamilie.

„Es war natürlich erst ein Schreck“, erzählt die Schauspielerin davon, als sie erfuhr, dass Tassilo das Down-Syndrom hat. Sie erklärt den Schock von damals: „Weil wir nicht wussten, wie es ihm gehen wird, wie sein Anderssein verläuft.“ Sie will es keine Krankheit nennen. Tassilo ist „der größte Gentleman“, den sie kennt. Sie staunt über ihn: „Der packt seine Gefühle dermaßen auf den Tisch, wie ich es noch nie erlebt habe.“

„Damit kann nicht jeder umgehen“, meint sie. Viele können sich nicht vorstellen, dass ein Kind mit Down-Syndrom eine Bereicherung ist. Werdende Eltern, die erfahren: Ihr Sohn, ihre Tochter wird wahrscheinlich mit Down-Syndrom auf die Welt kommen, erschrecken wie damals die Familie Woll. Natürlich wünschen Eltern ihrem Kind das Beste. Wie wird es mit einer Behinderung aufwachsen? Sind wir dem gewachsen? Warum wir?

Was werdende Eltern da durchmachen, kann die Hölle sein. Gleichzeitig ist erschreckend: 90 Prozent aller Eltern, die ein Baby mit Down-Syndrom erwarten, entscheiden sich gegen das Kind und für eine Abtreibung. Da machen Familien wie die Wolls Mut. Felicitas Woll sagt: „Mein liebster Bruder Tassilo! Es ist ein Geschenk, diesen Jungen in der Familie zu haben.“ Sie kann aus Erfahrung sagen: Menschen mit Down-Syndrom sind „eine absolute Bereicherung unserer Gesellschaft“.

Es ist der Himmel auf Erden, wenn ein Mensch so willkommen ist, wie er ist. Wenn er spürt: „Egal was du kannst oder nicht – wie schön, dass es dich gibt!“

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