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Zuerst die Hand reichen

Zuerst die Hand reichen

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Krieg und Frieden, mit beidem hat er sich ausgekannt. Er war lange Soldat, ein „Falke Israels“, Generalstabschef. Später, als Ministerpräsident hat er den Frieden gesucht und für seine Strategie „Land gegen Frieden“ mit Jassir Arafat den Friedensnobelpreis bekommen. Yitzhak Rabin. Heute vor 20 Jahren ist er ermordet worden. Der Platz in Tel Aviv, auf dem es geschah, trägt jetzt seinen Namen.

Zweihunderttausend Menschen haben 1995 seine Rede für den Frieden und gegen politische Gewalt gehört und den Erfolg seiner Politik gefeiert. Überall auf der Welt haben damals viele gedacht, dass aus jahrzehntelangem Krieg und Blutvergießen auf beiden Seiten wirklich Frieden werden könnte, ich auch. Die drei Schüsse eines jüdischen Fanatikers haben alle Hoffnung vorerst zerstört.

Mindestens seit 1948, als Rabin noch mit der Waffe in der Hand für sein Land gekämpft hat, bis zum heutigen Tag sind es dieselben ungelösten Fragen, die den Konflikt immer wieder schüren: Wo verläuft die Grenze Israels? Dürfen die Palästinenser aus den Flüchtlingslagern zurückkehren? Was passiert mit den jüdischen Siedlungen? Wie wird das Trinkwasser verteilt? Kann Jerusalem Hauptstadt von zwei Staaten sein?

Rabin hatte in der Rede kurz vor seinem Tod gesagt: „Der Weg des Friedens ist dem Weg des Krieges vorzuziehen. Ich sage euch dies als jemand, der 27 Jahre lang ein Mann des Militärs war.“ Und so als wollte er allen, die auch in Streit und Krieg leben, Mut machen zu einem ersten Schritt sagt er: „Frieden wird nicht zwischen Freunden, sondern zwischen Feinden geschlossen.“

Heute trennt eine 750 km lange und teils 8 Meter hohe Mauer das Land. Ein Symbol der Trennung ist sie geworden. Blockaden, Luftangriffe und Selbstmordattentate haben in Nahen Osten nicht aufgehört. Erst in den letzten Tagen haben wieder viele Menschen in Israel eine neue Waffe beantragt. Wieder braucht der Frieden einen Anfang. Aber welchen?

Hass und Vergeltung, das hat Rabin erlebt, führen nicht zu Frieden. Nicht zwischen Völkern und auch nicht zwischen Menschen. Wer Frieden will, muss mutig sein. Die andere Backe muss man auch noch hinhalten, sagt Jesus in der Bergpredigt, einer muss anfangen aufzuhören. Yizhak Rabin hat es so gesagt: „Wenn man Frieden will, muss man immer derjenige sein, der zuerst die Hand reicht.“

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