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Der Anfang von allem
Foto: Beate Hirt

Der Anfang von allem

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Vor kurzem habe ich im Museum der Grube Messel bei Darmstadt einem Präparator über die Schulter gesehen. 48 Millionen Jahre alt ist der Fisch, den er mit einem gebogenen Häkchen aus dem Ölschiefer befreit: Schuppe für Schuppe, Wirbel für Wirbel.

Respektvoll und staunend haben viele Besucher durch das Mikroskop geschaut, das er benutzt, um auch ja nichts zu beschädigen. Haben die Menschen über dieses uralte Zwischenstadium der Evolution gestaunt oder haben sie in ihm einen Teil der Schöpfung Gottes gesehen?

Evolution oder Schöpfung? Der Theologe Rainer Oberthür hat auf diese Frage in einem besonderen Buch eine Antwort versucht. Wer das bebilderte Buch aufschlägt, findet immer in der oberen Hälfte einer Doppelseite die Geschichte vom Anfang, die Tatsachen, wie sie die Naturwissenschaft berichtet: Mit dem allerkleinsten Urpunkt fängt alles an, kleiner als der winzige Nadelstich der spitzesten Nadel. Dann der sogenannte Urknall, mit dem Raum und Zeit entstehen. Das Leben entwickelt sich über die unvorstellbar lange Zeit von vier Milliarden sechshundert Millionen Jahren vom Einzeller bis zum Menschen.

Auf der unteren Hälfte jeder Buchseite steht die Geschichte der Schöpfung, wie sie die Geschichten, Gedichte und Lieder der Bibel erzählen. „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde…“, „Gott sprach: Im Wasser wimmle es von lebendigen Tieren …“, „Gott sah, dass es gut war.“, „Gott schuf den Menschen, ihm zum Bilde“, „ …wenig niedriger als er selbst.“ Wer will, liest immer nur eine Hälfte des Buches, die obere naturwissenschaftliche oder die untere biblische. Oder man liest ganz normal eine Seite nach der anderen und lässt so die Geschichte der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse vom Geheimnis der Schöpfung durchdrungen sein.

Haben diese beiden so unterschiedlichen Geschichten vom einen Anfang wirklich etwas gemeinsam? Ja, meint Rainer Oberthür, es ist das Staunen. Staunen kann man über die Hinweise auf die Evolution und staunen kann man über das große Geheimnis Gottes hinter allem. Im Staunen kommen Wissenschaft und Geheimnis zusammen. Das Staunen kann mich dankbar dafür machen, dass ich in dieser Welt leben darf.

Der versteinerte Fisch aus der Grube Messel ist dann – wie wir alle – ein faszinierendes Element der Evolutionsgeschichte und ein bestaunenswertes Geschöpf Gottes.

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