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Zwischen der Freiheit und dem "gelobten Land"
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Zwischen der Freiheit und dem "gelobten Land"

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Wo sie herkamen, konnten sie nicht bleiben. Überall nur Gewalt und Unterdrückung. Sie sind geflohen und haben die Gefahren des Meeres überlebt. Jetzt tanzen und singen sie vor Glück über ihre Rettung. Diese Geschichte steht in der Bibel und erzählt, wie das Volk Israel aus der Sklaverei befreit wird.

Es ist aber auch die Geschichte vieler Flüchtlinge, die in den letzten Wochen in Deutschland angekommen sind. Tausende haben sie warmherzig willkommen geheißen und sich mit gefreut, dass sie nun sicher hier sind. Die Hilfsbereitschaft war überwältigend.

Wie geht es jetzt weiter? In der Geschichte in der Bibel kommt nach der neu gewonnenen Freiheit nicht gleich das „gelobte Land“. Auf dem Weg dorthin waren noch mühevolle Wege zu gehen, 40 Jahre lang. Ich vermute, so wird das mit uns und den Flüchtlingen auch sein. Manche Leute wollen sich nicht an der Mühe beteiligen. Sie sehen die vielen fremden Menschen und haben Angst um ihre Sicherheit, um ihren Lebensstandard, um ihre Kultur.

So wie diese Woche in einem Supermarkt in Kassel Calden. In der Nähe des Supermarktes sind Flüchtlinge vorläufig untergebracht, wie an zwölf anderen Orten in Hessen. Es gab Gerüchte von Diebstählen und aufgerissenen Verpackungen. Jetzt macht der Inhaber von seinem Hausrecht Gebrauch. Zwei kräftige Wachmänner an der Tür sorgen dafür, dass immer nur zwei fremd aussehende Menschen zugleich den Markt betreten.

Schade, finde ich. Zwar sollte man Probleme nicht verschweigen oder beschönigen. Aber da gibt es günstigere und freundlichere Alternativen. Zum Beispiel Hilfe suchen über „Gemeinsam für Flüchtlinge“, das Hilfsportal des Hessischen Rundfunks. Die vermitteln nicht nur in Hessen Fahrräder und Laufställchen für Kinder, sondern auch qualifizierte Freiwillige. „Marktleiter sucht Fremdsprachler, die mit Flüchtlingen einkaufen gehen…“

Fremde müssen erst lernen, was in Deutschland üblich und erlaubt ist. Sie müssen lernen, die Freiheit zu gestalten, wegen der sie hierhergekommen sind. Das herzliche Willkommen war gut. Jetzt ist unsere Aufgabe, zukunftsfähige Strukturen zu schaffen: Winterfeste Häuser, mehr Bundespolizisten und Menschen im Freiwilligendienst und in den Jobcentern, Ausbildung und faire Arbeit. Die wunderbaren Bilder von der Freude und der Rettung werden bleiben, wenn viele jetzt auch die mühevollen Wege mitgehen. Gut, wenn wir uns darauf einrichten.

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