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Auf Kosten anderer reich werden zu wollen, ist die Wurzel allen Übels

Auf Kosten anderer reich werden zu wollen, ist die Wurzel allen Übels

Ein Beitrag von Helwig Wegner-Nord, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

Der Schriftsteller Siegfried Lenz hat gesagt: „Ein Grabstein über unsere Zeit müsste die Inschrift tragen: Jeder wollte das Beste – für sich.“

Für sich! Diese beiden letzten Worte machen den Unterschied. Lenz findet nicht verkehrt, dass jeder das Beste will. Wer gibt sich schon mit weniger guten Lösungen zufrieden!? Aber wenn wir das Beste nur für uns haben wollen, selbst auf Kosten anderer, dann erliegen wir der Gier. Gier, Habgier, das ist eine Haltung, die schon in der Bibel verurteilt worden ist: „Geldgier ist die Wurzel alles Bösen.“ heißt es im Neuen Testament.

An der Würzburger Universität gibt es eine Arbeitsgruppe, die herausfinden will, warum manche Menschen gieriger sind als andere. Also nicht nur manchmal sich was nehmen, was auch andere gern hätten. Sondern: Gier als bleibendes Persönlichkeitsmerkmal.

Um das zu erforschen, haben die Wissenschaftler einen Persönlichkeitstest entwickelt. Und um es gleich zu sagen: Es gibt solche Menschen, bei denen sind die Werte für materielles Denken überdurchschnittlich hoch. Und zugleich auch die Merkmale für rücksichtsloses Verhalten. Diese Kombination, noch dazu wenn eine Belohnung winkt, führt dazu, dass diese Menschen bereit sind, hohe Risiken einzugehen. Die Forscher nennen als Beispiel das riskante Verhalten von Investmentbankern. Schwindelerregend hohe Bonuszahlungen befeuern deren ohnehin vorhandene Neigung, rücksichtslos vorzugehen, um ein Ziel zu erreichen.

Dass Menschen etwas besitzen wollen, ist ziemlich normal. Das gehört eher zur sinnvollen Vorsorge und ist keine Gier. Aber es gibt eben auch die anderen, die einzeln oder als Gruppe in Kauf nehmen, dass der eigene materielle Vorteil auf Kosten anderer geht. Und ich glaube, dass auch ganze Länder ihre Gier nach Reichtum auf Kosten anderer Länder befriedigen.

Was hilft dagegen? Die Würzburger Forscher analysieren und decken auf. Aber uns von der Gier befreien, das müssen wir selbst. Als einzelne und als große Wirtschaftsmacht. Wenn unser Wachstum zu Lasten der armen Länder geht, dann sind wir alle gefragt, einen anderen Weg einzuschlagen. Damit auf einem Grabstein über unsere Zeit mal steht: alle wollten das Beste – mit den anderen teilen.

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