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Klug werden - zum evangelischen Kirchentag in Stuttgart
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Klug werden - zum evangelischen Kirchentag in Stuttgart

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt

Der Schlossplatz in Stuttgart war beim Eröffnungsgottesdienst restlos überfüllt. Ein Mann mit Gehstock hat einen Sitzplatz auf einer Bank ergattert. Ein anderer kommt, stellt sich vor ihn und blockiert ihm die Sicht. Der Mann auf der Bank nimmt seinen Gehstock und fuchtelt damit wütend nach dem anderen, um ihn zu vertreiben.

Christen sind auch nicht unbedingt bessere Menschen. Sie ringen mit denselben Problemen, die alle haben. Der eine hat und verteidigt das Seine. Der andere sucht, wo er bleiben kann, und rückt dem anderen dabei auf die Pelle. Die Situation kann eskalieren im Kleinen bis hin zu den ganz großen Themen. „Die Welt ist aus den Fugen“ heißt eine Veranstaltung heute beim Kirchentag mit Kofi Annan und Frank-Walter Steinmeier.

Das beschreibt ein Lebensgefühl. Terroranschläge, die große Zahl weltweit an Flüchtlingen, die Kriege in der Ukraine, in Syrien, in vielen Ländern mehr. Die Probleme rücken verdammt nahe. Hat der Kirchentag Lösungen dafür? Immerhin schreibt er sich einen steilen Anspruch auf die Fahnen. „Damit wir klug werden“, ist sein Motto. Patentrezepte, um Krisen und Konflikte zu bewältigen, gibt es auch hier nicht.

Bei den vielen Podien habe ich bis jetzt jede Menge Antworten gehört. Wie werde ich daraus klug? In einer Diskussion sagte ein Mensch aus dem Publikum: „In meinem Arbeitsbereich der Projektentwicklung braucht es tausend Versuche, um zwei brauchbare Lösungen zu finden. Insofern ist schon gut, was Sie hier machen.“

Das macht Mut. Auf dem Kirchentag und natürlich auch an vielen anderen Stellen zu erleben, wie Menschen vor den Problemen nicht resignieren und die Hände in den Schoß legen, sondern gemeinsam nach Lösungen suchen. Auch wenn es tausend Versuche braucht. Aber die sind es wert.

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