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Flüchtlinge bei uns

Flüchtlinge bei uns

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Mit zwei Flüchtlingen gehe ich einkaufen, es ist ein Ehepaar aus Somalia, Fussia heißt die Frau und Idriss der Mann. Jemand aus der Kirchengemeinde hat mir eine Spende gegeben und hat gesagt: Bitte nehmen Sie sie zum Einkaufen mit den Flüchtlingen!

Die Frau hat durch schlimme Ereignisse auf der Flucht ihr ungeborenes Kind verloren. Nun ist sie wieder schwanger, es zeichnet sich aber eine komplizierte Schwangerschaft ab. Ich hole die beiden aus ihrer Unterkunft ab und wir touren durch einen größeren Supermarkt in der Nähe. Die beiden umkreisen mit dem leeren Einkaufswagen langsam Gemüse und Obst. Minutenlang. Tasten vorsichtig, ob es auch reif ist. Riechen dran. Vorsichtig füllen sie den Einkaufswagen. Eine halbe Stunde am Gemüsestand.

Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich im Supermarkt machen soll. Hinsetzen kann man sich nirgends. Irgendwann ist dann doch ihr Wagen voll. Nur mit Gemüse, Reis und Öl. Auch beim Einpacken machen sie es ganz vorsichtig. Noch sind 20 € übrig. Wir gehen in eine kleine Boutique nebenan. Fussia und Idriss bewegen sich wie in Zeitlupe durch die übersichtliche Boutique. Berühren Stoffe ganz vorsichtig. „Wir waren hier noch nie in so einem richtigen Laden,“ sagen sie. „Immer nur in der Kleiderkammer der Diakonie“.

Fussia sucht sich ein T-Shirt für ihren Babybauch aus, etwas Buntes. Idriss ist stolz und strahlt. Unauffällig lässt die freundliche Verkäuferin etwas am Preis nach. Sorgsam verschwindet das Kleidungsstück in einer stabilen Papptüte. Fussia trägt sie wie einen Schatz. „So ein Laden!“, sagt sie und sieht ihm nach, als ich losfahre. Ich erzähle später dem Spender vom Einkauf. Wie glücklich er zwei Flüchtlinge gemacht hat. Vom Tee nach dem Einkauf, von Geschichten dabei, von dem T-Shirt, das Fussia nicht mehr aus den Händen lässt. Es tut gut zu helfen, und manchmal ist es ganz einfach.

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