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Heute um Mitternacht ein Hoffnungslicht

Heute um Mitternacht ein Hoffnungslicht

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Menschen in Griechenland haben im Moment eine Menge Sorgen. Auch Menschen mit griechischen Wurzeln bei uns. Aber nicht heute um Mitternacht. Genau dann beginnt das griechisch-orthodoxe Osterfest. Da gibt es wunderschöne Hoffnungsmomente. Aus den Kirchen hallen festliche Gesänge. Zum Beispiel aus der Prophet-Elias-Kirche am Westbahnhof in Frankfurt. Eine große weiße Kerze wird am Altarlämpchen entzündet. Und dann, um Mitternacht, ruft der orthodoxe Pope: „Kommt, nehmt Licht vom nie untergehenden Licht!“. Dann wird die Geschichte von der Auferstehung Jesu gesungen, und traditionell umarmen sich die Leute und tauschen einen Kuss der Liebe aus. Alle haben rot gefärbte Eier mitgebracht und dotzen sie aneinander. Und sie rufen sich ganz fröhlich den Ostergruß zu: „Christus ist erstanden!“

Ich geh‘ da heute Abend hin. Dort freut man sich über Besuch im Ostergottesdienst. In diesem Jahr ist die Auferstehungsfeier Christi besonders wichtig für die griechische Gemeinde. Man braucht Ermutigung. Jeder kennt Familien in Griechenland, denen es schlecht geht. Die unter der staatlichen Schuldenlast leiden. Man hilft sich, so gut es geht.

Aber es gibt noch andere Sorgen. Griechen hier haben mir erzählt: Sie haben Angst, dass verbale Paukenschläge aus Athen auch lange Freundschaften hier erschüttern könnten. Und sie erzählen von leichtfertigem Gerede und schnellen Verhaltenstipps, die sie hören. So nach dem Motto: Spart doch einfach mal! Doch wer schon mal privat hoffnungslos verschuldet war, weiß, wie aussichtslos man damit lebt.

Auch für mehr Respekt im Ton und für Mitmenschlichkeit brennen heute um Mitternacht die Kerzen in den griechisch-orthodoxen Kirchen. Unzählige Hoffnungslichter leuchten aus den Kirchen nach draußen. Gemeinsam hoffen mitten in der Nacht. Dass es nicht dunkel bleiben wird. Nicht an Ostern. Nicht in der Schuldenfalle. Nicht in der Wiege von Europa. Ich nehme heute ein rotes Ei mit und freue mich auf den fröhlichen Ruf: „Christus ist erstanden!“

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