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Hosiannatattüüütattaa!

Hosiannatattüüütattaa!

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Schrill, das Wort scheint extra für sie erfunden. Schwarze Haare, große schwarze Augen, knalliger Lippenstift, Blume im Haar. Nina Hagen. Morgen wird sie sechzig. „Menschenskinder wie die Zeit vergeht … Nina wird 60! – hosiannatattüüütattaa!“, Ihre Worte. So hat sie zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen.

Sie scheint immer auf der Suche zu sein, musikalisch und auch in Sachen Religion. Musikalisch hat sie in der DDR als Schlagersternchen angefangen: „Du hast den Farbfilm vergessen“, hat sie gesungen. Mit der „Nina Hagen Band“ wurde sie zum Rollenmodell einer radikal-rebellischen Frauengeneration, dann „Godmother of Punk“ und danach mit dem Album „Personal Jesus“, Gospelsängerin.

Höchst unkonventionell auch ihr Weg in die Evangelische Kirche durch beinahe alle denkbaren schlimmen Lebenskatastrophen: Dass Gott sie durch all das bewahrt hat, bekennt sie im Gospel „Hold me“. Sie übersetzt: Gott hat mich nie plumpsen lassen. Dass es keinen Gott gibt, sagt sie, das hat sie den verbitterten Erwachsenen damals in der DDR nicht abgenommen, sie wollte es selber testen.

Die kleine Glaubenslehre der Nina Hagen klingt etwa so: Mit 17 hat sie auf einem LSD Trip „Gott, ins Gesicht geschaut, der „Liebe in Person“. Der Fall der Berliner Mauer geht für sie glatt als Gottesbeweis durch. Dass sie mit 55 endlich das ersehnte Gospelalbum aufgenommen hat, sie sagt, das ist „eine fette Gebetserhörung“.

Am Ende ihres Lebens erwartet sie, so sagt sie wörtlich, „umgetopft zu werden, von Schöpfer, vom Töpfer.“ Vor sechs Jahren hat sich Nina Hagen taufen lassen. Schlichtes, schwarzes Kostüm, weiße Bluse. Sie war die einzige Erwachsene zwischen fünf Taufkindern in einer kleinen niedersächsischen Gemeinde. Der Pfarrer, der sie getauft hat, sagt, die Basisdemokratie und die starke ehrenamtliche Arbeit in der Gemeinde hätten sie beeindruckt.

Ihre Suche nach einer religiösen Heimat hat mich an eine Geschichte aus der Bibel erinnert: Da kommt ein königlicher Beamter aus Äthiopien nach Jerusalem, weil er Interesse an Religion hat. Er begegnet dem Christen Philippus, der ihm die Bibel auslegt und das Evangelium verkündigt.

Der Äthiopier fragt schließlich: „Spricht etwas dagegen, dass ich getauft werde?“ (Apg. 8,36) „Nein“, sagt Philippus, und tauft ihn. Vielleicht ist es mit Nina Hagen und ihrem Pfarrer ganz ähnlich gewesen. Ich freue mich, wenn verschiedene Menschen in der Kirche ihren Platz finden, schrille und stille. Darum: Ein gesegnetes neues Lebensjahr, Nina Hagen!

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