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Nachricht von Sam

Nachricht von Sam

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt

Molly ist eine junge Bildhauerin, Sam ein aufstrebender Banker. Die beiden sind sehr verliebt. Nur ein Punkt macht Molly zu schaffen: Wenn sie zu Sam sagt „Ich liebe dich“, antwortet er nur „dito“, also ebenfalls. Die drei Worte „Ich liebe dich“ bringt Sam nicht über die Lippen.

Wer den Film „Ghost“ aus dem Jahr 1990 mit Demi Moore und Patrick Swayze gesehen hat, kennt Molly und Sam. Als Musical läuft „Ghost“ noch bis Ende März am English Theater in Frankfurt.

„Ich liebe dich“, das wird Sam zu Lebzeiten nicht zu Molly sagen. Ein Gangster überfällt die beiden und erschießt Sam. Sam geistert nun in einem Zwischenzustand herum: zwar tot, aber irgendwie immer noch da. Normalsterbliche können ihn weder hören noch sehen.

Aber Sam sieht und hört alles. Und findet heraus: Der Überfall war kein Zufall. Sein bester Freund Carl hat ihn ermorden lassen. Der wollte verhindern, dass Sam seinen millionenschweren Geldbetrug aufdeckt. Nun will Sam den Mörder und Verräter zur Strecke bringen und Molly vor dem falschen Freund retten.

Sam schafft es. Die Bösen kommen zu Tode. Finstere Gestalten schleppen ihre Seele in die Hölle. Das erlöst Sam. Er sagt zum ersten und letzten Mal „Ich liebe dich“ zu Molly. Dann steigt er auf ins Licht.

Ich saß in dem Musical mit einer Träne im Knopfloch. Traurig, wenn man nicht zu Lebzeiten sagen kann, was man für jemanden empfindet. Da ist der Gedanke tröstlich, dass es ein Jenseits gibt, in dem man alle unausgesprochene Liebe leben kann. Wie stelle ich mir ein solches Jenseits vor? Mit Himmel für die Guten und Hölle für die Bösen? Das könnte einen zufrieden stimmen, wenn es nur die anderen trifft. Aber was ist mit mir selbst? Richte ich nicht auch genügend an in meinem Leben?

In der Bibel gibt es das Gericht am Ende der Welt mit ewiger Strafe für die Ungerechten, ewigem Leben für die Gerechten (Matthäus 25, 31-46). Es ist also nicht egal, was ich zu Lebzeiten tue.

Oft ist es die Hölle auf Erden, was Menschen anderen an Bösem antun. Ob sie auf ewig verdammt sind? Ich hoffe darauf, was die Bibel von Gott sagt: Gott ist gnädig. Gott ist Richter und Verteidiger zugleich. Er richtet gerade, was ich verkehrt gemacht habe. Und Gott rückt ins Licht, was ich gut gemacht habe. Die Bibel sagt: Dabei wird auch zum Vorschein kommen, wo wir geliebt haben, ohne es zu merken oder es zu sagen. Sam würde sagen: Dito.

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