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Zu Mahatma Gandhis Todestag

Zu Mahatma Gandhis Todestag

Ein Beitrag von Helwig Wegner-Nord, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

Es klingt sehr aktuell. Ein Satz wie ein politischer Kommentar zu den Problemen, die uns in diesen Wochen beschäftigen: „Keine Kultur kann überleben, wenn sie versucht, exklusiv zu sein.“

Gesagt hat das Mahatma Gandhi vor etwa 80 Jahren. „Keine Kultur kann überleben, wenn sie versucht, exklusiv zu sein.“ Der große Indische Freiheitskämpfer hat Jahrzehnte lang versucht, die verschiedenen Religionen in seiner Heimat miteinander zu versöhnen. Vor allem hat er für Muslime und Hindus mit ihren widerstreitenden Interessen einen friedlichen Ausgleich gesucht. 1948 wurde er von einem politischen Gegner, einem fanatischen Hindu-Nationalisten, erschossen. Gandhis gewaltloser Lebensweg wurde mit Gewalt beendet. Am 30. Januar war das, heute vor 67 Jahren.

Mahatma Gandhis kleine, gebeugte und in ein Baumwolltuch gehüllte Gestalt ist in jeder indischen Stadt als Denkmal zu sehen. Sein großer Name ist in der ganzen Welt bekannt. Aber von dem, was er wollte und wofür er sein Leben einsetzte, sind die Menschen in Indien wie anderswo so weit entfernt wie zu seinen Lebzeiten.

„Keine Kultur kann überleben, wenn sie versucht, exklusiv zu sein.“ Dadurch genau entstehen auch heute immer wieder Konflikte, Terror, Kriege. Es fällt uns offensichtlich sehr schwer, eine andere Haltung, eine andere Auffassung, eine andere Kultur als die eigene gelten zu lassen.

Die Pegida-Demonstranten in Dresden haben Angst vor dem Islam und wollen ganz Deutschland exklusiv für ihre Kultur sichern. Muslime in Nigeria fürchten die christlichen Werte und die kirchliche Schulbildung für Mädchen und versuchen Nigeria exklusiv muslimisch zu machen. So aber, so exklusiv kann keine Kultur überleben. Sagt Gandhi. Es ist wirklich erstaunlich, wie sich dieser Satz auch auf unsere politischen Auseinandersetzungen heute beziehen lässt. Gerade Religionen neigen immer wieder dazu, exklusiv zu sein, die Wahrheit für sich allein zu beanspruchen.

Natürlich dürfen und müssen Christen dem Weg des Jesus Christus folgen und Muslime dem des Profeten Mohamed. Aber Gandhi wirbt dafür, die jeweils anderen ebenso gelten zu lassen. Er sagt:

„Die Religionen sind verschiedene Wege, die im gleichen Punkt münden. Was macht es, dass wir verschiedene Wege gehen, wenn wir nur das gleiche Ziel erreichen?

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