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Wolle Rose?
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Wolle Rose?

Hermann Trusheim
Ein Beitrag von Hermann Trusheim, Evangelischer Schulpfarrer, Hanau

‚Wolle Rose‘? Mit dieser Frage betritt der Komödiant Bastian Pastewka, dunkelhäutig geschminkt, mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht und einem großen Bund Rosen im Arm ein Restaurant.

‚Wolle Rose?‘ Die Figur von Pastewkas Rosenverkäufer taucht in vielen Sketchen auf – sie ist aus dem Leben gegriffen. Nicht immer findet der Verkäufer Abnehmer. Manchmal platzt er in Momente der Zweisamkeit, manchmal in einen Streit. Dann wird er abgewiesen und darüber lachen nur die Zuschauer. Manchmal kommt er genau im richtigen Moment, um einander was durch die Blume zu sagen.

Bastian Pastewka schlüpft in ganz verschiedene Rollen – als gediegen gekleideter Beziehungsberater eröffnet er seine Ratschläge immer mit den Worten ‚Liebe Liebende‘ – und das ist neben den Blumen ein gutes Stichwort für diese Tage.

‚Liebe Liebende‘ – um den 14.Februar herum ist es Brauch, seine Liebe zum Ausdruck zu bringen, denn der 14.Februar ist der Valentins-Tag.

Ob die lieben Liebenden mit Rosen immer richtig liegen? Donald Duck, Walt Disneys sympathische Ente in jedem Mann, erlebt  um diese Jahreszeit in den Comic-Strips regelmäßig sein persönliches Entscheidungsdilemma: was soll er seiner angebeteten Dauerverlobten Daisy überreichen? Blumen und Süßigkeiten, oder sich ein selbstgemachtes Dichtwerk abringen? Donald erlebt dabei meistens ein Beziehungsdesaster, weil er entweder von seinem Dauerkonkurrenten Gustav Gans ausgestochen wird, oder es Daisy sowieso nicht recht machen kann oder weil er schlicht und einfach den Termin des Valentins-Tages vergisst.

Mit Donald Duck kommt man den Bräuchen um den Valentins-Tag aber auf die Spur.

Zuerst wurde der Valentins-Tag im 15.Jahrhundert in Groß-Brittanien gefeiert. Dann kam der Brauch, dass sich am 14.Februar Liebende Blumen schenken oder ein Gedicht schreiben mit den Auswanderern in die Vereinigten Staaten. Und von dort durch US-Soldaten nach dem zweiten Weltkrieg zu uns – aber eben auch durch Kulturtransfer über die Entenhausener.

Aber erst durch die verstärkte Werbung der Floristen und der Süßwarenindustrie der Valentin-Boom der letzten Jahre aufkam. Das Ergebnis dieser Werbung ist, dass über das Jahr hinweg hauptsächlich Frauen Blumen kaufen, am Valentinstag sind es überwiegend die Männer.

‚Wolle Rose?‘ – Wer ist überhaupt dieser Valentin, für den wir so viel Geld ausgeben?

Er hat es tatsächlich mit den Blumen gehabt, und er ist ein Heiliger, der Valentin. Er lebte im dritten Jahrhundert in Rom. Valentin war Priester und kümmerte sich seelsorgerlich besonders um die Liebenden.

Es war verboten, Paare nach christlichem Ritus verheiraten, das Christentum wurde verfolgt. Valentin war es aber wichtiger, den Segen Gottes zu spenden, als auf staatliche Verbote Rücksicht zu nehmen. So traute er Brautpaare, um den Zuspruch Gottes deutlich zu machen. Um das auch sichtbar zu machen verschenkte Valentin gern Blumen aus seinem eigenen Garten – als Zeichen der Liebe.

Das konnte natürlich nicht verborgen bleiben. Valentin wurde verhaftet und zum Tode verurteilt. Am 14. Februar 269 ließ ihn der Kaiser enthaupten.

Valentin wurde zum Schutzpatron der Liebenden, er soll – wie es im Heiligenlexikon heißt - zu guter Verlobung und Heirat verhelfen.

Valentin war einer, dem es wichtiger war, auf Gott als auf den Kaiser zu hören.  Einer, der dafür sogar den Kopf hinhielt. Einer, der Zeichen setzte mit dem, was aus seinem eigenen Garten kam. Einer, für den das wichtiger war, wofür dieses Zeichen steht, als das Zeichen selbst.

Liebe Liebende, ich denke, genau darum geht es bei dem Dilemma um den Umgang mit diesem Festtag. Was sollen die Blumen? Drachenfutter für den Rest des Jahres? Sind sie ein Verlegenheitsgeschenk?  Sollen sie Eindruck schinden oder setzen sie ein Zeichen von Zärtlichkeit, die das ganze Jahr über gilt? Geben sie ein Versprechen, oder offenbaren sie gar eine Zuneigung, die noch geheim ist?

Wenn sich der Heilige Valentin um die Liebenden gekümmert hat, hat er sie bestimmt auf das Vorbild der Liebe hingewiesen haben, auf Jesus. Darauf, dass für Jesus die Liebe das Wichtigste ist, in jeder Beziehung: Liebe zu Gott, zu meinen Nächsten und Liebe zu mir selbst. Wenn diese drei Beziehungen intakt sind, ist das das größte Geschenk. Und darum muss man sich kümmern, das ganze Jahr über.

Beziehungsarbeit heißt das, und das ist auch so gemeint. Manchmal ist das mühsam und schwer, manchmal fliegen die Fetzen. Das ist genauso ein Zeichen von lebendiger Liebe wie Momente, in denen man ungestört sein möchte und Zeiten, wo es was zu feiern gibt. Jesus, die menschgewordene Liebe Gottes, hat das genauso für sich gelebt und uns vorgelebt. Und am Ende hat die Liebe sogar den Tod besiegt. So denke ich, hat Valentin den Paaren, die zu ihm kamen Mut gemacht und Hoffnung für ein gemeinsames Leben – und daran erinnert mich der Valentins-Tag.

Dass es dabei schöne Bräuche gibt, finde ich gut. Bloß, was fange ich nun selber in diesen Tagen damit an?

Ich hoffe, der Heilige Valentin ist auch mir beim Geschenkemachen ein guter Ratgeber. Blumen aus dem eigenen Garten hat er verschenkt. Ein kleines Zeichen für eine große Sache: die Liebe.

Blumen aus dem eigenen Garten im Februar? Ich hoffe, die armen Rosenverkäufer mit dem freundlichen Lächeln in den Restaurants machen ein gutes Geschäft – und für manche sind sie vielleicht die Rettung.

Ansonsten gilt: vielleicht heute an Karneval mal zusammen auf den Faschingsumzug gehen, natürlich verkleidet, vielleicht fängt man ja einen kleinen Strauß Blumen oder Süßigkeiten und kann die teilen, auf jeden Fall kann man zusammen Spaß haben und das ist unbezahlbar. Bei uns zu Hause gibt’s natürlich Kreppel, die schmecken als süße Überraschung selber gemacht noch viel besser, und Nachbarn freuen sich auch. Egal wie, gerade in diesen Tagen ist es schön, liebevoll miteinander umzugehen, damit nach Rosenmontag Aschermittwoch nicht alles vorbei ist.

Und vielleicht noch zum Mut und Hoffnung machen: Liebe Liebende, auch wenn Donald Duck immer wieder Schwierigkeiten gerät, in jeder Beziehung – Daisy hat die Verlobung trotz vieler Krisen noch nie endgültig aufgelöst. Es gibt immer wieder einen Neuanfang und manchmal gibt’s sogar ein Happy End. Das findet der Donald in mir natürlich besonders gut.

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