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Gott ist in der Welt – auch nach Weihnachten noch
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Gott ist in der Welt – auch nach Weihnachten noch

Stephan Krebs
Ein Beitrag von Stephan Krebs, Evangelischer Pfarrer, Langen

Gut vier Wochen ist es jetzt her: das Weihnachtsfest – das Fest der Liebe. Was bleibt davon im Alltag? Es ist ja das Fest der Liebe Gottes zu uns, den Menschen. Darum geht es in der Weihnachtsgeschichte der Bibel. Sie ist eine Liebeserklärung an das Menschsein, denn sie erzählt, wie Gott selbst Mensch wird, in seinem Sohn Jesus Christus. So erlebt er am eigenen Leib, was es bedeutet Mensch zu sein. Er teilt alle Sorgen, sie reichen von den Mühen und Gefahren der Geburt bis hin zu einem frühen und gewaltsamen Tod. Das alles leidet Gott mit. Damit zeigt er sein Mitgefühl. Doch es geht ihm um noch mehr. Die Menschen sollen sich verändern, sie sollen die Welt zu einem besseren Ort machen. Das ist die Mission Jesu. Er verkörpert Gottes Liebe in der Welt. Zur Nachahmung dringend empfohlen, denn seine Liebe soll sich verbreiten und stärker werden als Angst, Hass und Gewalt.

Jetzt, vier Wochen nach Weihnachten stellt sich die Frage: Was ist daraus geworden? Ist der menschenfreundliche Gott immer noch in der Welt? Und wenn ja: Wo zeigt er sich jetzt, im Alltag?

Diese Frage beschäftigt auch den nordirischen Popsänger Van Morrison. Er ist ein spiritueller Mensch, ein Gottessucher. Das heißt: Er rechnet mit Gott und sucht ihn in seinem Leben – im Alltag, in Höhen und Tiefen. Und davon gibt es einige in dem bald 70jährigen Leben Morrisons.

Zu den Höhen gehören sicher seine musikalischen Erfolge. Van Morrison ist einer der ganz großen Songschreiber und Popmusiker der ersten Generation. Seit über 50 Jahren steht er inzwischen auf den Bühnen der Welt. Aber dort erlebte er auch seine Tiefpunkte. Zu ihnen gehört die verzweifelte Angst zu versagen. Eine Zeitlang litt Morrison unter starker Bühnenangst. Ein Konzert musste er mittendrin einfach verlassen. Danach konnte er für längere Zeit nicht mehr auftreten. Das ist blanker und existentieller Horror für einen Vollblutmusiker wie ihn, gibt er doch in manchen Jahren mehr als 100 Konzerte! Es ist blanker Horror für jeden Berufstätigen, derartig in Angst vor der eigenen Arbeit zu versinken.

Zu den Höhepunkten, die Van Morrison erlebt hat, gehört sicher auch seine Hochzeit mit Janet Rigsbee, die er seit Jahren liebte. Entsprechend tief war sein Fall, als die Ehe nach sechs Jahren scheiterte. Es tut sehr weh, wenn eine Beziehung zerbricht, von der man einmal gehofft hat, sie sei gut genug für die Ewigkeit. Diesen Schmerz kennen viele. Wie verarbeitet man das?

Van Morrison tut dies mit seinem Glauben. Und bei einem Musiker wie ihm spiegelt sich das natürlich auch in seinen Liedern wider. So erzählen manche von seiner Suche nach Gottes Liebe im Leben. Er hat sie gefunden. Davon singt er in dem Lied „When God shines his light on me“ – übersetzt: „Wenn Gott sein Licht auf mich scheinen lässt“. Es ist einer seiner großen Hits geworden. Im Original singt er es im Duett mit Cliff Richard. Die beiden erzählen darin von ihren Erfahrungen mit der Liebe Gottes.

Musik „Whenever God shines his light on me“, Vers 1

Wann immer Gott sein Licht auf mich scheinen lässt, öffnet er mir die Augen, so dass ich sehen kann. Wenn ich in dunkelster Nacht aufschaue, weiß ich, dass alles gut wird. Wenn ich in tiefer Verwirrung, in großer Verzweiflung nach ihm Ausschau halte, ist er da. Wenn ich so einsam bin wie man nur sein kann, weiß ich, dass Gott sein Licht auf mich scheinen lässt.

Die beiden Gottessucher Van Morrison und Cliff Richard erzählen nachdenklich über das Geborgensein in der Nähe Gottes. Mit einer leisen Fröhlichkeit singen sie über ihr tiefes Gottvertrauen.

Gewachsen ist dieses Vertrauen offenbar gerade nicht während der unbeschwerten Höhenflüge ihres Lebens, sondern an den Tiefpunkten. Sie sagen es deutlich: In dunkelster Nacht, in tiefer Verwirrung, in großer Verzweiflung – diese Momente kennen viele. Zumindest ein paar davon gibt es wohl in jedem Leben. Da hinein wirkt Gott wie ein Licht, dass diese Dunkelheit durchbricht. Er durchleuchtet die Verwirrung und löst sie. Gegen die Verzweiflung lässt er jenes Gottvertrauen wachsen, das einen tragen kann – auch und gerade in dunklen Zeiten. Das Lied klingt wie der berühmte Psalm 23. Darin heißt es:

„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. (..)Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir. (..)Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“

Ganz so gewiss wie der Psalm 23 gibt sich Van Morrison in seinem Lied allerdings nicht. Denn an seinen Anfang hat er ein wichtiges Wort gesetzt: Whenever – Whenever God shines his light on me“ – also: „Wann immer Gott sein Licht auf mich scheinen lässt.“ Es ist also keineswegs sicher, dass dies immer der Fall ist. Van Morrison kennt die anderen Zeiten. Er kennt die Zweifel, ob es überhaupt einen Gott gibt. Er kennt die Momente der Gottferne, in denen kein Licht die Dunkelheit erhellt. Und er kennt die Momente, in denen er der anderen, der dunklen Seite Gottes begegnet ist. Morrison nennt ihn in einem anderen Lied „Rough God“ – also „Rauer Gott“, der die Welt mit harter Hand regiert. Der Schicksalsschläge verteilt, die jeden treffen können. Morrison weiß: Gott ist nicht verfügbar – für niemanden. Insofern stellt er sich der ganzen Wahrheit eines Lebens, das mit Gott rechnet. Genau daran hält er fest und glaubt Gottes Liebe herbei. Dazu gehört auch die Frage: Kommt einem Gott eigentlich immer nur dann nahe, wenn man ganz unten ist? Nein, sagt Morrison in seinem Lied.

Musik: „Whenever God shines his light on me“, Vers 2

Halt nach ihm Ausschau, er wird da sein. Mit ihm kannst du deine Sorgen teilen. Du kannst seine höhere Macht nutzen an jedem Tag und zu jeder Stunde. Er heilt die Kranken und er heilt die Lahmen, er sagt: Das kannst du in Jesu Namen auch tun. Er wird dir auf die Beine helfen und wird dich umkehren und deine Füße wieder auf festen Boden stellen.

In dieser zweiten Strophe wird das Lied konkreter. Was kann Gott tun: Erstens: Auf die Beine helfen, zweitens: Umkehren und drittens: Die Füße auf festen Boden stellen. Also erstens: Gott kann mich aufstellen, wenn ich hingefallen bin. Zweitens: Gott kann mich umkehren und neu ausrichten, wenn ich in die Irre gegangen bin. Und drittens: Gott kann mir ein festes Fundament geben, von dem aus ich aktiv werden kann.

Und wozu? Auch das lässt Morrison anklingen. Menschen sind für ihn ja nicht nur wackelige Personen, denen Gott ständig unter die Arme greifen muss. Nein, sie können weit mehr. Sie können aktiv werden und etwas tun. Sie können, ja: sie sollen mitkämpfen gegen Angst, Hass und Gewalt. Um das zu verdeutlichen, zitiert Van Morrison in dieser zweiten Strophe eine biblische Geschichte. Sie erzählt, wie Jesus etwas von seiner eigenen Kraft auf seine Jünger überträgt.

Auch sie sollen künftig in der Lage sein etwas von dem zu tun, was Jesus bislang alleine getan hat: trösten, hoffen und heilen. Jesus hat gesagt:

„Geht ihr und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbei gekommen. Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus.“

Das heißt: Jesus nimmt seine Jünger in seinen Auftrag mit hinein, weil er Menschen braucht, die seine Liebe weiter in der Welt verbreiten. Das Fest der Liebe geht weiter Gottes Liebe ist in der Welt, denn sie soll ein besserer Ort werden. Da ist noch viel zu tun. Man könnte gegenwärtig sogar meinen, es werde immer mehr. Die Nachrichten haben von so vielen ungelösten Konflikten zu erzählen. Doch genauso zahlreich sind auch die Zeichen der Hoffnung und die Spuren der Liebe Gottes in der Welt. Daran sollen die Jünger Jesu mitwirken, so gut sie können. Wer könnte mit diesen Jüngern gemeint sein? Das lässt Van Morrison am Ende seines Liedes anklingen. Da singt er: „Wann immer Gott sein Licht scheinen lässt – auf dich.“

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