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ARD Fernsehgottesdienst am Heiligabend aus Hünfeld
Bild: privat

ARD Fernsehgottesdienst am Heiligabend aus Hünfeld

Eva Rudolf
Ein Beitrag von Eva Rudolf, Redakteurin im Bistum Fulda

ARD Fernsehgottesdienst am Heiligabend aus der
katholischen Pfarrkirche "St. Jakobus" in Hünfeld
von 23.20 Uhr – 00.20 Uhr

 

Zelebrant:                                 Pfarrer Peter Borta

Chor:                                         Vokalensemble St. Benedikt

Orgel:                                        Niklas Jahn

Musikalische Gesamtleitung:  Regionalkantor Christopher Löbens

Kirchliche Leitung:                  Eva Rudolf

Informationen und die gesamte Fernsehsendung finden Interessierte im Internet auf https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/kirchliche-sendungen/sendung/katholische-christmette-140.html oder in der Mediathek auf https://www.ardmediathek.de/ard/.    

Predigt

Weihnachten ist ein gefährliches Fest! Ja, denn unsere Erwartungen sind sehr hoch, oft zu hoch. Bestimmte Gefühle müssen sich einstellen. Alles ist genauestens geregelt: die Speisenfolge, was alles gebacken wird, der Zeitpunkt der Bescherung, der ideale Zeitpunkt für die Christmette.

Weihnachten ist nicht nur ein gefährliches Fest. Es ist geradezu ein anti-religiöses Fest. Denn eines vollzog sich bis dahin in der riesigen Vielfalt der damaligen Religionen und Kulte im Prinzip überall auf gleiche Weise: Hier unten der Mensch – dort oben Gott. Der Gottheit wurden Altäre, Tempel, Kultstätten gebaut – auf ihnen wurde Gott geopfert, um etwas von ihm zu erbitten oder ihn gnädig zu stimmen. Bestimmte Priester oder auch Priesterinnen waren die Vermittler zwischen den Menschen und der Gottheit. Die Richtung ging immer von unten nach oben

Das Christentum ist die komplette Umkehrung alles bisher Dagewesenen. Die Richtung geht von oben nach unten. Gott wird Mensch, geht den Weg eines Menschen, opfert sich selbst am Kreuz, nimmt den Priestern gleichsam das Opfer aus der Hand. Das ist die Revolution: Im Christentum gibt es nur ein Opfer und nur einen Priester, Jesus, und nur einen Altar: das Kreuz!

Damit haben die Tempel ausgedient und auch die Opferpriester und auch die Altäre! Und priesterliche Würde haben wir alle!

Und – da höre ich gleichsam Ihren Einwand – ja, müssen wir da jetzt gar nichts mehr tun? Tun, im Sinne von Leistungen, um Gott zufrieden zu stellen – das müssen wir tatsächlich nicht tun.

Diese Feier, zu der wir uns hier versammelt haben, heißt von Anfang an Eucharistie – Danksagung. Das ist es! Weil Gott selbst für uns alles getan hat, können wir nur danken, aus freiem und frohem Herzen danken. Das ist ja die herrliche Freiheit der Kinder Gottes: seine Vorgabe in unendlicher Liebe, auf die wir mit unserem Leben antworten dürfen. Das ist allerdings alles andere als unverbindlich.

Ein Ausspruch, der oft zu Weihnachten zitiert wird, passt gut hierher. Er stammt von dem Mystiker Angelus Silesius: „Und wäre Christus tausendmal geboren und doch nicht in Dir, so wärst du rettungslos verloren!“

Das ist es! Nur deswegen feiern wir Weihnachten, damit Christus in uns geboren wird. Die entscheidende Vorgabe haben wir alle erhalten: In der Taufe haben wir Christus angezogen, sind wir in sein Leben eingetaucht, sind wir von seinem Licht erhellt. Damals schon ist er in uns Mensch geworden. Und das alles aus Liebe zu uns!

Liebe ist niemals etwas Unverbindliches! Oder sagen Sie etwa als Eheleute zueinander: „Wir lieben uns – dann können wir ja machen, was wir wollen!?“

Nein, Liebe in Freiheit geschenkt, verpflichtet und ist immer verbindlich. Das gilt doch erst recht für Gottes unendliche Liebe, in diesem kleinen Kind in der Krippe sichtbar für alle erschienen.

Gleichgültigkeit ist der Tod der Liebe. Gleichgültigkeit ist der Tod des Glaubens. Gott hat alles getan für uns. Jetzt sind wir dran: mit unserer geliebten und gelebten Antwort.

Die Richtung wird immer eine zweifache sein. Da ist die Vorgabe Christi eindeutig: Liebe zu Gott und zum Nächsten.

Christus wird in mir geboren, wenn ich mir in den kommenden Tagen zwischen den Jahren eine Zeit der Stille und Besinnung nehme. Im Angesicht Gotte schaue ich auf dieses Jahr zurück. Was entdecke ich an Dank, an Bitte an Klage?

Christus wird in mir geboren, wenn ich mir die Weihnachtsgrüße durchschaue und mich frage: Für welchen Menschen möchte ich mir wieder ein wenig mehr Zeit nehmen. Vielleicht sind es die eigenen Kinder, die sich danach sehnen.

Christus wird in mir geboren, wenn ich mir eingestehe, dass mein persönliches Beten sich nur noch auf Notrufe an Gott beschränkt und ich zum täglichen Ritual zurückkehren möchte: Ein Kreuzzeichen am Morgen und am Abend: Herr, hier bin ich vor Dir, mit meinem Leben, mit meinem Alltag.

Christus wird in mir geboren, wenn ich der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit in unserer Umwelt entgegentrete und für die Würde eines jeden Menschen eintrete.

Christus wir in mir geboren, wenn ich nach meinem ganz persönlichen Einsatz für eine gerechtere Verteilung der Güter dieser Welt frage.

Ja, Weihnachten kann zu einem Segensfest werden, wenn wir Gott einlassen, wenn er in uns geboren wird, wenn unser Leben zum großen Dank wird.

                               

 

 

 

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