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Was wahr ist. Zum Reformationstag
FUNDUS/Rudolf Uhrig

Was wahr ist. Zum Reformationstag

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt
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Das Foto zeigt die Inszenierung "Der Luther-Moment" an der Dreifaltigkeitskirche in Worms im April 2021 zum Gedenken an 500 Jahre Luther vor dem Reichstag zu Worms. 

Der Reformationstag lädt ein, vermeintliche Wahrheiten zu überprüfen. Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche feiert das und sagt: Das muss auch heute geschehen.

Moderator/in: Am Reformationstag soll der Reformator Martin Luther 1517 in Wittenberg ein kritisches Thesenpapier an die Tür der Schlosskirche genagelt haben. Weil er überzeugt war: Vieles in der Kirche läuft falsch. Dieser Thesenanschlag hat die Welt verändert. Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Warum eigentlich? Warum war diese Aktion so wichtig?

Kirchen können sich irren

Weil sie die Wahrheitsfrage neu gestellt hat. Jahrhundertelang galt die Kirche als Wahrheitsverwalterin, die sich nicht irren kann. Und dann kam Luther und sagte: Doch. Die Kirche hat sich geirrt. Und ich kann euch auch zeigen, wo und wie. Vordergründig ging es um eine Frage, die uns heute fern ist: Ob ein Mensch seine Strafzeit in der Vorhölle mit Geld verkürzen kann.

Um Wahrheit muss man mit Argumenten ringen

Eigentlich ging es aber um die Frage: Was ist die Wahrheit? Martin Luther hat deutlich gemacht: Wahrheit kann man nicht verordnen, um die muss man ringen. Diskutieren, streiten, Argumente liefern und sorgfältig prüfen, was am Überzeugendesten ist. Dieses neue Verständnis von Wahrheit hat letztlich die Neuzeit mit eingeläutet.

Moderator/in: Das heißt ja: Wenn es neue Erkenntnisse gibt, dann kann und muss sich auch die Kirche ändern?

Frauen werden Pfarrerinnen

Genau. Darum hat die Evangelische Kirche ja irgendwann gesagt: Jetzt haben wir erkannt: Natürlich können Frauen Pfarrerinnen werden.

Kirche braucht Demokratie

Oder: Demokratie ist auch in der Kirche wichtig.

Schwule und lesbische Ehepaare feiern Trau-Gottesdienst

Oder: Gottes Segen gilt allen Menschen, auch gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.

Kritik an sich selbst hört nie auf

Eigentlich darf so ein kritischer Umgang mit sich selbst nie aufhören. Vielleicht haben die Reformatoren deshalb gesagt: Reformationstag wird nicht nur einen Tag gefeiert. Die Kirchen müssen ständig und immer wieder reformiert werden.

           

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