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Was hinter dem Tod durchschimmert
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Was hinter dem Tod durchschimmert

Ein Beitrag von Dr. Christine Lungershausen, Evangelische Pfarrerin, Eschborn
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Wir sind mitten in der Karwoche. Ich denke an das Leiden und den Tod Jesu. Ich denke auch an Menschen, die Schweres erleben oder trauern.

Der Tod eines geliebten Menschen kann einsam machen

Ich habe eine Bekannte meiner Großmutter vor Augen. Sie weiß, wie einsam der Tod machen kann. Jede Woche geht sie auf den Friedhof, um das Grab ihres verstorbenen Ehemanns zu besuchen. Im gemeinsamen Leben haben sie sich gekabbelt und geneckt. Er hat gern gekocht und repariert. In seiner Hand hatte er fast immer einen Schneebesen oder den Schraubenschlüssel. Später, als er krank war, hat sie seine Hände gehalten. Dann starb er. Das gemeinsame Leben ist zu Ende. Jetzt harkt sie die Erde auf seinem Grab.

Nachdem Jesus gestorben war, konnten seine Jünger*innen nur bis zum Kreuz sehen

Als Jesus gestorben war, war das ähnlich für seine Freundinnen und Freunde. Sie hatten nur seinen Tod am Kreuz vor Augen. Weg waren seine aufrührerischen Taten. Seine Freunde erinnern sich noch genau: Einen Steuerhinterzieher hatte er zum Essen eingeladen. Und eine Frau hatte er vor der Steinigung bewahrt. Ja, Jesus war ein Revolutionär. Jesus wollte, dass die Welt gut wird. Dafür hat er sich eingesetzt: Frauen haben eine Stimme bekommen. Menschen sind gesund geworden, in all ihren Beziehungen. Mit Jesu Tod aber war das alles aus und vorbei.

Am ersten Karfreitag konnten die Freundinnen und Freunde von Jesus nur bis zum Tod sehen. Und dann kommt der Ostersonntag. Seitdem feiern Christinnen und Christen: Jesus wird auferweckt. Das hat alles verändert. Seitdem scheint hinter dem Tod etwas Neues auf. Neues Leben schimmert hervor.

Seit der Auferstehung Jesu schimmert hinter dem Tod etwas Neues hervor

Es schimmert, aber genau zu sehen ist es nicht. Schließlich weiß keiner, wie es aussieht, das neue Leben. Im Himmel, oder wie immer man das nennen mag. Wie es dort wirklich ist, ob es dort nach Schokoladenpudding schmeckt und die Luft nach Lavendel duftet, ich weiß es nicht. Aber ich glaube: Seit Karfreitag und Ostern schimmert hinter dem Tod etwas Neues hervor.

Mir gibt das die Möglichkeit, anders zu sehen. Ich schaue nicht mehr nur bis zum Tod und weiter geht es nicht. Ich suche nach dem, was dahinter aufscheint; hoffe auf das, was da noch möglich werden könnte.

Hoffnung, auf das was nach dem Tod kommt

Das probiere ich aus in Gedanken für die Bekannte meiner Großmutter. Und stelle mir vor, dass ihr Mann im Himmel auf sie wartet. Er ist schon da und erwartet sie. Vielleicht werden sie dann gemeinsam am Strand entlang gehen. Er atmet wieder frei, ohne Husten. Und sie hat ihn an der Hand. Die Hände, deren raue Haut sie so liebt und mit denen er ihr zart er über die Wangen fährt. Das wird dort wieder sein – so hoffe ich.

Wenn ich so an die Bekannte meiner Großmutter denke, sehe ich mehr als den Tod ihres Mannes vor mir. Sie steht nicht mehr einsam auf dem Friedhof. Ich sehe sie auf dem Hintergrund von neuem Leben, am Meer, mit rauschender Brandung, Hand in Hand und voller Lebenskraft.

Ich weiß nicht, ob es so sein wird. Aber ich glaube, dass wir durch Jesu Tod und seine Auferweckung eine neue Sichtweise bekommen haben: nicht mehr nur den Tod zu sehen, sondern etwas, das dahinter aufscheint. Wie auch immer es genau aussehen wird.

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