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Trost in strengen Zeiten
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Trost in strengen Zeiten

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
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Es gibt etwas Trost in dieser strengen Zeit, finde ich. Die Zeiten sind schlimm, außergewöhnlich. Wir müssen sehr streng sein, gerade mit uns selbst. Aber einen kleinen Trost gibt es, finde ich. Niemand muss jetzt stark sein. Niemand muss so tun, als ob. Wir alle dürfen hilflos sein, ratlos - sogar schwach oder krank. Keiner erwartet von uns, dass wir alles können und alles regeln und immer einen guten Plan haben. Wir wissen einfach nichts. Wir leben von heute auf morgen und müssen keine Kraft haben, keine Überlegenheit. Das ist tröstlich, finde ich.

Und so geht es ja allen. Manche schauen etwas scheu, lächeln - als wollten sie sagen: Ich weiß es doch auch nicht. Wie lange geht das noch? Was müssen wir alles aushalten? Haben wir genug Strenge? Wir wissen es nicht. Wir können es nicht wissen - niemand weiß es. Wir sind eine Gemeinschaft aus Hilflosen und Ratlosen. So nehmen wir uns an die Hand, bildlich gesprochen. Wie in Zeiten der Engel.

Engel sind Aufmunterer, meistens leise. Wie die alte Frau im Supermarkt vor ein paar Tagen. Wir stehen alle in gehörigem Abstand an der Kasse, da sagt sie plötzlich: Jetzt bin ich so alt geworden und trage dieses Ding hier. Sie meint ihren Mundschutz. Und als sich alle zu ihr umdrehen, sagt sie: Und wisst Ihr was? Ich will noch älter werden; und Ihr alle mit mir. Ein Lachen der Erleichterung geht durch die Reihe. Alle sind aufgemuntert wie von einem Engel. Ach Gott, schick‘ uns noch mehr von denen, die sich so ein munteres Herz bewahrt haben.

 

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