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Quarantäne und Zuversicht
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Quarantäne und Zuversicht

Johannes Meier
Ein Beitrag von Johannes Meier, Evangelischer Pfarrer und Journalist, Kassel
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Moderatorin/Moderator: In dieser Woche mit den steigenden Infektionszahlen auch in Hessen ist es logisch: Es erreichen einen mehr solche Nachrichten aus dem Bekanntenkreis oder von Kollegen: Da hat sich einer infiziert, eine andere muss vorsichtshalber zu Hause bleiben. Auch Pfarrer Johannes Meier ist gerade in häuslicher Quarantäne. Er spricht den hr1 Zuspruch von zu Hause und sagt, was ihm gerade jetzt hilft.

Corona-Kontakt auf einer kleinen Familienfeier

Am letzten Wochenende hatte ich auf einer kleinen Familienfeier Corona-Kontakt. Wie sich später herausgestellt hat, hatte eine Frau Covid, die es zum Zeitpunkt nicht wusste. Wir waren weniger als zehn Leute, aber auch mein 80-jähriger Vater und eine ältere Tante waren dabei. Jetzt sind alle in Quarantäne.

Die Sorgen um die Angehörigen sind groß

Erst in ein paar Tagen werden wir sicher wissen, ob wir angesteckt sind oder nicht. Die Frau mit Covid ist Gott sei Dank schon wieder auf dem Weg der Besserung. Uns anderen in der häuslichen Isolation geht es bis jetzt gut.

Doch ich mache mir große Sorgen um meinen Vater und die Tante. Sie sind ja als ältere Menschen besonders gefährdet. Ständig rufe ich an: Wie geht es dir? Hast du Fieber gemessen?

Ich habe viel gegoogelt: Covid-Symptome, Inkubationszeit, wann ist man besonders ansteckend und wann noch nicht oder nicht mehr? Es ist kompliziert. Und es hat mich nicht beruhigt.

"In schwierigen Zeiten gibt es eine gewisse Pflicht zur Zuversicht."

Ich habe beschlossen, mich nicht länger verrückt zu machen. Einer hat es mal so gesagt: "In schwierigen Zeiten gibt es eine gewisse Pflicht zur Zuversicht."

Mich von der Zuversicht in die Pflicht nehmen lassen, heißt für mich: Ich denke ganz bewusst an das, was mir jetzt Hoffnung gibt und mich stärkt. Ich denke an das, was Gott zusagt: "Fürchte dich nicht! Ich bin bei dir, egal was kommt." Das lässt mich ruhig werden. Ich atme tief durch.

Manchmal braucht es die Zuversicht von anderen

Aber manchmal nehmen die Sorgen dann doch überhand. Dann verstehe ich die Pflicht zur Zuversicht so: Ich rufe Leute an, denen ich sagen kann, wie mir zumute ist. Das tut gut. Und dann teilen sie ihre Zuversicht mit mir. Und meine wächst dann wieder.

So erlebe ich gerade jetzt: In all der Unsicherheit bin ich doch gehalten. Genau wie mein alter Vater und die Tante – und alle, die gerade eine harte Zeit durchmachen auch.

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