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Klinik oder Krankenhaus?
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Klinik oder Krankenhaus?

Pater Andreas Meyer
Ein Beitrag von Pater Andreas Meyer
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Wie heißt es eigentlich korrekt: Klinik oder Krankenhaus? Im Alltag finde ich beide Begriffe. Und ich habe den Eindruck: Beide Bezeichnungen werden gleichbedeutend benutzt. Im Kollegenkreis von Seelsorgern, die wie ich mit Kranken arbeiten, können wir darüber hitzig diskutieren. Da hat mich der Beitrag eines anderen Seelsorgers nachdenklich gemacht und dann auch überzeugt.
Er hat sich für den Begriff „Krankenhaus“ entschieden und tritt ganz bewusst auch als Krankenhaus-Seelsorger auf. Er hatte beobachtet, wie immer mehr das Wort „krank“ aus dem Sprachgebrauch verschwunden ist. Mit den Wortkombinationen ist das auch geschehen. So wurde aus einer Krankenkasse eine Gesundheitskasse. Oder aus „Krankenhausseelsorge“ wurde „Seelsorge in Einrichtungen des Gesundheitswesens“. Dabei gehört das Kranksein doch zum Menschen dazu. Jeder wird einmal krank. Sicherlich gibt es einen Unterschied zwischen einer Grippe und einer Tumorerkrankung, die das Leben bedroht. Klar, krank werden oder gar über eine längere Zeit krank sein, das verunsichert, stellt das gewohnte Leben auf den Kopf. Wer krank ist, muss etwas in seinem Leben verändern. Zum Beispiel langsamer tun, weil die Kräfte nicht ausreichen. Oder auch Lebensweisen umstellen, zum Beispiel Ernährungsgewohnheiten. Und mancher kann nicht mehr seinen Beruf ausüben, muss gar vorzeitig in den Ruhestand gehen. Wenn dann auch noch klar wird, dass eine Krankheit zum Tod führt, ist die Verunsicherung erst recht da.
Mein Kollege vertritt die Einstellung: Der erste Schritt zu einer hilfreichen Entwicklung ist, sich dem Kranksein zu stellen. Darum darf das Wort „krank“ nicht einfach verschwinden oder in eine harmlose Form gebracht werden. Als Seelsorger will er da mithelfen. Und hier sieht er auch seine Aufgabe: Gerade in der Verunsicherung will er Menschen helfen, ihre eigene Situation wahrzunehmen und zu gestalten. Es hilft nicht weiter, wenn er drumherum redet. Und er merkt immer wieder, dass eine offene Sprache hilft. Darum verwendet er ganz bewusst das Wort Krankenhaus.

 

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