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Hammerschläge und Herzklopfen
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Hammerschläge und Herzklopfen

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel

Er war vieles, der Doktor Martin Luther, nur eins war er nicht: ein Held. Er war Mönch, Theologieprofessor, später evangelischer Pfarrer. Ein Held aber war er nie, auch wenn er so aussah. Als er heute vor fünfhundert Jahren seine Gedanken an die Kirchentür nagelt, spiegeln die Hammerschläge auch sein Herzklopfen. Sein Mut ist so groß wie seine Angst. Er will nur eins: die Wahrheit. Sie heißt: kein Pfarrer oder Priester, kein Bischof oder Bischöfin, kein Papst oder Kirche bestimmen über Gottes Gnade. Gnade ist Gottes Wesen, nicht das Wesen der Kirche. Wenn dir etwas auf dem Herzen liegt, sagt Luther, wirf dich in Gottes Arme. Wenn du dafür in die Kirche gehst und zu einem Pfarrer oder Pfarrerin, dann vertreten die Gottes Arme und Herz. Gottes Gnade ist größer und reicher als alle Gnade der Menschen. Keine Kirche darf darüber bestimmen. Schon gar nicht verurteilen. Gott urteilt auf seine Weise. Wenn dir also etwas auf dem Herzen liegt, lauf‘ in Gottes Arme. Der richtet dich auf, sagt Luther.

Und hält sich selbst, leider, nicht daran. Er verdammt Menschen, hetzt mal gegen Bauern, mal gegen Juden. Schlimm ist das. Martin Luther lebt dann nicht, was er verkündet und wahr ist: Gott ist gnädiger als Menschen; die Kirche darf keine Seelen verurteilen. Luther weiß das. Bis zu dem Augenblick, als er stirbt. Da sagt er wieder, was unbedingt wahr ist. Er sagt: Wir sind Bettler. Immer. So gut und reich, so klug und mächtig wir auch sein mögen.
Das ist nie unsere Leistung. Was wir sind, sind wir allein - von Gottes Gnaden.

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