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70 Jahre Müttergenesungswerk
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70 Jahre Müttergenesungswerk

Dr. Peter-Felix Ruelius
Ein Beitrag von Dr. Peter-Felix Ruelius, Leiter ZB Christliche Unternehmenskultur & Ethik bei der BBT-Gruppe, Koblenz
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Sie ist noch ganz benommen, als sie die Augen aufschlägt. Plötzlich sieht sie einen Brunnen. Sie kann überleben. Tagelang ist die junge Frau durch die Wüste geirrt. Dann war ihre Kraft am Ende. Sie weint sich in einen kurzen, nicht erholsamen Schlaf. Ihre Klage richtet sich gegen alles. Gegen das Leben, gegen die Ungerechtigkeit, und gegen Gott. Im Traum wächst Mut in ihr, etwas Hoffnung. Vielleicht gibt es doch Rettung.
Und jetzt schlägt sie die Augen auf, jetzt entdeckt sie den Brunnen, kann trinken, kann Kraft schöpfen und ihrem Sohn zu trinken geben.
Die Frau heißt Hagar. Ihre Geschichte ist mehrere tausend Jahre alt. Hagar und ihr Sohn Ismael sind Vertriebene. Eine etwas komplizierte Familiengeschichte lässt sie zu Verlierern werden. Der lebensrettende Brunnen ist in dieser Erzählung der glückliche Wendepunkt.
Und in unserer Gegenwart, in den Reportagen und Zeitungsmeldungen aus Kriegs- und Krisengebieten: Frauen und Mütter zahlen auch heute regelmäßig den höchsten Preis, wenn es gefährlich wird, wenn die Häuser zerbombt werden, wenn die Lebensbedingungen unerträglich sind.
Nach dem zweiten Weltkrieg musste diese Bilanz auch in Deutschland gezogen werden. Allzu viele Mütter hatten ihre Kinder allein erziehen müssen. Die Ehemänner und Väter waren im Krieg gestorben oder waren noch in Gefangenschaft. Und die Erschöpfung wurde übergroß.
Elly Heuss-Knapp, die Frau des damaligen Bundespräsidenten, rief heute vor siebzig Jahren, am 31. Januar 1950, das Müttergenesungswerk ins Leben. Das war ihre Reaktion auf diese Not der Nachkriegszeit. Beratung und Erholungskuren für Mütter, damit sie Kraft schöpfen können. Wer heute in die Berichte des Müttergenesungswerks schaut, stellt fest: Die Arbeit dieser Stiftung ist noch lange nicht am Ende. Mütter tragen auch heute noch oft genug eine Last, die sie an ihre Grenzen bringt.
70 Jahre Müttergenesungswerk. Meine Fragen für diesen Tag: Nehme ich wahr, wenn jemand mit seiner Kraft am Ende ist? Kann ich ihm oder ihr dann, wie in der Geschichte der Bibel, einen Brunnen zeigen, damit sie, damit er einmal ausruhen kann, Atem holen und Kraft finden für den weiteren Weg?

 

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