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Wie ein Vogel aus dem Nest – Flüchtlinge drücken in Kunstwerken ihre Gefühle aus
Bildquelle Pixabay

Wie ein Vogel aus dem Nest – Flüchtlinge drücken in Kunstwerken ihre Gefühle aus

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

In der Laurentiuskirche in Arnoldshain im Taunus hatten wir für vier Wochen eine Ausstellung. Nun sind die Kunstwerke weg. Nein, nicht geklaut, sondern viele weggekauft. Und das ist gut so. Die Bilder waren von Flüchtlingen. Entstanden größtenteils in riesigen provisorischen Flüchtlingsauffanglagern in Griechenland. In Zelten und einfach Hütten hausen die, die übers Meer gekommen sind. Erst einmal Endstation mit tausenden Anderen. Die Nachrichten sind voll mit diesen Bildern. Routen werden dicht gemacht und bleiben es größtenteils. Eine amerikanische Stewardess ist hingegangen. Sie heißt Kayra Martinez. Sie bringt Leinwände mit, so ungefähr DIN A4 groß und Farben und Pinsel. Lädt Menschen in diesen Flüchtlingslagern ein zum Malen. Leitet sie an. Ermutigt sie. Auch Kinder und Jugendliche. Sie bringen ihre Gefühle auf die Leinwände. „Wie ein Vogel, der aus seinem Nest flüchtet, so ist ein Mann, der aus seiner Heimat flieht.“ Heißt es in der Bibel (Sprüche 27,8). Auf den Bildern sind Ängste ins Bild gesetzt und erschreckende Szenen. Aber auch Hoffnungen und Träume. Ketten werden zersprengt. Hände recken sich zum Licht. In die Freiheit. In ein neues Leben. Oft findet sich natürlich das Motiv „Meer“. Hohe Wellen. Boote umgeben von schmutzigem Blau, Grau und Weiß. Segel. Abschiede. Verluste. Tränen. Kinder malen mehr Schönes. Herzen, in denen oder aus denen Licht scheint. Ein Schlüsselloch, durch das man eine friedvolle bunte Landschaft erspäht. Zwischen den Zelten und Hütten, auf dem Erdboden kauern sie und malen.. Kayra Martinez hat diese Bilder dann auf verschiedene Ausstellungen gebracht. Für 30 € kann man so ein kleines Kunstwerk kaufen. Ist fast alles verkauft, dann besorgt Kayra neue Leinwände, Farben und Pinsel und reist wieder in die großen Flüchtlingslager. Sich die Gefühle von der Seele zu malen, macht ein Stück frei.

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