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Wer nur den lieben Gott lässt walten

Wer nur den lieben Gott lässt walten

Ein Beitrag von Janine Knoop-Bauer, Evangelische Pfarrerin, Darmstadt

Die Konfirmanden meiner Gemeinde haben ein Spiel mit einem seltsamen Namen gespielt. Es heißt Säurefluss. Man stellt sich vor, am Boden fließt ein giftiger, ätzender Fluss und man darf auf keinen Fall reintreten. Ziel ist es, eine Strecke zurückzulegen, ohne dabei den Boden zu berühren. Auf Stühlen und Bänken, die vorher in Position gebracht werden. Außerdem gehört dazu, dass einige der Mitspielenden mit verbundenen Augen spielen.

Ganz schön anspruchsvoll, aber die Jugendlichen haben das gemeistert. Es war toll mitzuerleben, wie sich die Gruppe nach anfänglicher Aufregung immer besser organisiert hat. Gemeinsam haben sie nach Lösungen gesucht und sind vorsichtig und fürsorglich mit denen umgegangen, die verbundene Augen hatten. Am Ende hatten alle unbeschadet das rettende Ufer erreicht und die Freude war groß.

Ich meine, dass man sich einiges von dieser spielerischen Art, Probleme zu lösen, abschauen kann für wirkliche Probleme im Alltag. Das hilft zum Beispiel, mit Aufregung und Lampenfieber umzugehen.

Im Spiel zeigte sich: Erst wenn sich die erste Aufregung über die Aufgabe gelegt hatte und alle sich beruhigt, konnten sie an Lösungen arbeiten. Das ist doch im Alltag ähnlich. Taucht ein Problem auf, für das man nicht gleich eine Lösung weiß, löst es schnell Panik aus. Man fragt sich: Wie soll das denn gehen? Und macht sich viele Sorgen. Doch so verständlich die Aufregung ist, helfen tut sie nicht. Im Gegenteil: Sie macht das Problem meist noch größer.

Das wusste wohl auch der barocke Liederdichter Georg Neumark. Im siebzehnten Jahrhundert hat er das Kirchenlied gedichtet: Wer nur den lieben Gott lässt walten. Da heißt es: Was helfen uns die schweren Sorgen, was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es das wir alle Morgen beseufzen unser Ungemach? Die Antwort ist: Nichts hilft es! Es macht alles nur noch schlimmer. Erst wenn sich die Aufregung gelegt hat, zeigen sich Lösungswege. Das beste Mittel, ruhig zu werden, war für Georg Neumark Gottvertrauen. Für ihn war klar: Welcher seine Zuversicht auf Gott setzt den verlässt er nicht.

Auch die Konfirmanden haben darauf vertraut, dass sie es gemeinsam schaffen können. Die Lösung kam, als alle zusammengearbeitet haben und sich gegenseitig halfen.

Das ist die richtige Spur in Richtung Gottvertrauen. Gottvertrauen ist ja nicht machbar. Aber es hilft zum Gottvertrauen, wenn man im Leben erfahren hat, dass man auch in schwierigen Situationen getragen wurde; dass man Probleme lösen konnte und Krisen bewältigen. Daraus kann das Vertrauen erwachsen, dass das Leben insgesamt gehalten wird.

Für die Konfirmanden hoffe ich, dass sich diese Erfahrung in ihrem Leben noch oft wiederholen wird. Dass sie Vertrauen schenken und unbeschadet das andere Ufer erreichen. Dass sie erleben, wie Ihr Leben gehalten wird.

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