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Was Sprache verrät
Bild: Tumisu/Pixabay

Was Sprache verrät

Till Martin Wisseler
Ein Beitrag von Till Martin Wisseler, Evangelischer Pfarrer, Langenselbold
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Morgen ist wieder der 1. Mai. Jedes Jahr, wenn der Feiertag ansteht, frage ich mich: Wie gehe ich mit dem "Tag der Arbeit" um? In diesem Jahr konzentriere ich mich darauf, welche Sprache ich rund ums Thema Arbeit verwende.

Wie spreche ich über das Thema "Arbeit"?

Denn es ist nicht egal, welche Worte ich verwende, wenn ich etwas zum Thema Arbeit sage. Meine Wortwahl sagt etwas über mich aus; und sie zeigt auch, welches Bild ich von den Menschen und der Gesellschaft habe.

"Freisetzen"

Ganz deutlich merke ich es bei diesem Wort: "freisetzen": Wer „freigesetzt“ wird, wird entlassen und verliert seinen Arbeitsplatz. Wer das mit freisetzen ausdrückt, vergisst, dass dahinter ein menschliches Schicksal steht. Aufrichtiger ist es, die Situation beim Namen zu nennen: Ein Mensch wird entlassen und verliert seinen Arbeitsplatz.

"Hartzer"

Genauso beim "Hartzer": Es geht um Menschen, die angewiesen sind, dass sie von der Gesellschaft unterstützt werden. Wer das mit "Hartzer" beschreibt, ist ziemlich überheblich. Er tut so, als ob diese Menschen für ihre schwierige Lebenslage allein verantwortlich sind.

"Die Zunge kann den Lauf des Lebens in Brand setzen."

Die Alten in biblischer Zeit sind noch ein Stück weiter gegangen und haben ziemlich radikal gesagt. "Die Zunge kann den Lauf des Lebens in Brand setzen." (Neues Testament, Jakobusbrief, Kapitel 3, Vers 6). Sie wussten, dass Worte Keile zwischen Menschen treiben können. Nicht umsonst kennen wir die Redensart "hüte deine Zunge" oder "Spiel nicht mit dem Feuer".

Worte mögen Anteilnahme ausdrücken

Worte, die ich verwende, sagen auch etwas über mich selbst aus. Am 1. Mai und an allen anderen Tagen auch, möchte ich Worte finden, die die Menschen und ihre Lebenssituationen ernst nehmen und auch Anteilnahme ausdrücken.

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