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Tanz in den Mai
Gerd Altmann/Pixabay

Tanz in den Mai

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt
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Moderator/in: Heute wäre eigentlich der Tanz in den Mai – genauer gesagt: die Walpurgisnacht. Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Was ist noch mal genau die Walpurgisnacht?

O, die Walpurgisnacht ist eine bunte Mischung aus heidnischen, germanischen und christlichen Vorstellungen. Dabei finde ich vor allem eines spannend: Die Walpurgisnacht heißt nach der Heiligen Walburga, einer starken Frau, die im 8. Jahrhundert aus England nach Deutschland kam, um hier den christlichen Glauben zu verkünden.

Und weil der Gedenktag der Heiligen Walburga lange Zeit der 1. Mai war, heißt die Nacht auf den 1. Mai eben die Walpurgisnacht.
Dazu kommt: Walburga ist die Heilige, die vor bösen Geistern schützt. Und dazu passte die Überlieferung, dass genau in dieser Nacht angeblich die Hexen immer besonders aktiv waren. So wollten sich früher Leute vor bösen Geistern schützen.
    
Und wie ist daraus der Tanz in den Mai geworden?

Na, um die angeblichen Hexen zu vertreiben, gab es schon früh verschiedene Bräuche: Man hat die Türen mit bestimmten Kräutern und Blumen geschmückt, mit Peitschen geknallt oder die Glocken läuten lassen. Also bewusst eine Gegendemo gegen die vermeintlichen Treffen der Hexen veranstaltet. Und daraus wurde im Lauf der Zeit der Tanz in den Mai. Vielleicht, weil man gemerkt hat: Gegen die Angst vor dem Bösen hilft oft am besten, mit anderen zu feiern. Auch wenn das in diesem Jahr nur im kleinen Kreis geht.

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Moderator/in: Im Sonntagstalk hat Bärbel Schäfer nachher die Boxerin und Autorin Zeina Nassar zu Gast. Eine Frau, die sich im wahrsten Sinne des Wortes „durchgeboxt“ hat. Und wahrscheinlich auch eine, die die alte Kämpfer-Regel „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ beherrscht.

Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ kommt ja aus der Bibel. Ist das ein Leitwort für alle, die sich durchsetzen wollen?

Ne, eigentlich gar nicht. Im Gegenteil: Jeder, der diesen Satz benutzt, um damit ein Recht auf Härte oder gar auf Rachegelüste zu begründen, hat ihn nicht verstanden.

Auch wenn es nicht so klingt, „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ist eigentlich ein Aufruf zur Mäßigung. Zur Deeskalation.
Dazu muss man wissen … vorher galt in alten Zeiten der Grundsatz: Wenn dir einer im Streit einen Zahn ausschlägt und damit deine Ehre verletzt, dann herrscht fortan zwischen euren Familien Blutrache. Und dann beginnt oft ein jahrzehntelanger Konflikt.

Die Formel „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ setzt dieser ausufernden Gewalt bewusst ein neues Prinzip entgegen: Wenn dir einer einen Zahn ausschlägt, dann sollst du ihm maximal ebenfalls einen Zahn ausschlagen – dann ist aber gut. Dann lebt bitte wieder in Frieden miteinander.
    
Also ein Versuch, die Gewaltspirale zu unterbrechen.

Genau. Gandhi ist später einen Schritt weiter gegangen und hat gesagt: „Auge um Auge lässt die Welt erblinden.“ Und Jesus setzte noch einen drauf, als er erklärte: „Es ist sogar möglich, seine Feinde zu lieben.“
Weil selbst begrenzte Gewalt immer Verlierer kennt, während echte Liebe alle gewinnen lässt. 

 

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