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Mit dem Herzen sehen
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Mit dem Herzen sehen

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt
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„Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Dieses ziemlich bekannte Zitat aus dem Buch „Der Kleine Prinz“ von Saint-Exupéry gehört immer noch zu meinen Lieblingssprüchen. Und ich muss dabei nicht nur an den Kleinen Prinzen denken, sondern auch noch an eine andre Geschichte: die erzählt auch vom Herzen, mit dem wir sehen, ein Märchen.

Das Wesentliche ist nicht immer sichtbar oder greifbar

Das Märchen handelt von einem Mann, der eine wunderbare Rinderherde hatte. Eines Tages aber gaben die Rinder keine Milch mehr. Er wundert sich, versucht allerlei, nichts hilft. Schließlich legt er sich nachts auf die Lauer und sieht, wie wunderschöne Frauen von einer Himmelsleiter herabsteigen und die Tiere melken. Als sie ihn bemerken, fliehen sie zum Himmel hinauf. Aber eine von ihnen, die Allerschönste, bekommt er zu fassen. Sie wird seine Frau, und sie leben glücklich und zufrieden miteinander. Nur eines stört ihn: als er sie eingefangen hat, hat sie einen Korb bei sich und verbietet ihm, je hineinzusehen. Eines Tages, als sie nicht da ist, schaut er doch hinein – und muss lachen. Als seine Frau heimkommt, weiß sie sofort was los ist. Sie sagt weinend zu ihm: "Du hast in den Korb geschaut!" Der Mann aber lacht nur und sagt: "Du dummes Weib, was soll das Geheimnis um diesen Korb? Da ist ja gar nichts drin!" Aber noch während er das sagt, geht sie weg und wird nie wieder gesehen. Und das Märchen endet mit der Frage: „Wisst ihr, warum sie wegging? Sie ging nicht, weil er sein Versprechen gebrochen hatte; sie ging, weil er die schönen Sachen, die sie für ihr gemeinsames Leben vom Himmel mitgebracht hatte, nicht sehen konnte und darüber sogar noch lachte.“

Mehr Herz als Verstand

Ein trauriges Märchen, trotzdem mag ich es. Denn es macht deutlich, worauf es gerade in Beziehungen zu anderen Menschen ankommt: offen zu sein für alles, was der Partner, die Partnerin in die Beziehung einbringt. Und nicht nur alles, was messbar, zählbar, offensichtlich ist, wahrzunehmen. Sondern gerade auf das zu achten, was ich eben nur mit dem Herzen sehen kann.

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