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Mein Anker
Bild: Pixabay

Mein Anker

Martina Patenge
Ein Beitrag von Martina Patenge, Katholische Referentin für Glaubensvertiefung und Spiritualität, Kardinal-Volk-Haus Bingen
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„Jedes Leben braucht einen Anker“ – steht auf dem Kalenderblatt. Ich denke gleich an den riesigen Anker, den ich als Kind einmal gesehen habe. Wir Kinder konnten noch nicht ein einziges der Kettenglieder bewegen, an dem er befestigt war. Und das ist auch kein Wunder. Denn um ein riesiges Schiff zu halten, muss der Anker wirklich sehr groß und schwer sein.

Die vertrauten Anker waren weggebrochen

Jedes Leben braucht einen Anker. Das stimmt. Mindestens einen. Die Wellen des Lebens können schließlich ganz schön zerren und reißen. In der Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig es für jeden ist, stabile Anker zu haben. Die vertrauten Anker waren ja auf einmal plötzlich weggebrochen. Das, was einem sonst Halt gibt: der Beruf, Schulunterricht und Kinderbetreuung, vertraute Abläufe und Tagesstruktur, Konzerte, Museen, und für viele auch die Gottesdienste und tausend andere Dinge. Diese und andere Anker waren plötzlich weg. Die Abläufe im Alltag mussten völlig neu sortiert werden. Neue Strukturen mussten her, die Halt geben. Das ist manchen leichter gelungen, anderen weniger. Den meisten hat vor allem die Unsicherheit zugesetzt. Dazu die Sorge um Verwandte und Freunde, die sich infizieren könnten – und auch die Sorge um eine eigene Erkrankung. Ob jemand die Krise gut oder weniger gut bewältigt, hängt viel davon ab, ob die alten Anker noch halten - vielleicht auch neue Anker dazugekommen sind. Manche haben Vertrautes neu schätzen gelernt: Familienleben, Freunde, Beruf, gemeinsames Kochen. Das waren immer schon ihre Anker. Aber auf einmal wurde es ihnen neu bewusst, wie wichtig diese Erlebnisse sind. In manchen Kirchengemeinden sind auch neue Formen von Gemeindeleben entstanden. Aber es sind auch Anker weggebrochen – und vielleicht bleiben manche für immer verloren.

Ich fühle den festen Halt

Meine eigenen Anker sind mir noch einmal deutlicher geworden. Neben den Menschen, die ich liebe und schätze, ist Gott mein wichtigster Anker. Auch wenn ich durch meinen Glauben an Gott nicht automatisch geschützt bin vor den Zumutungen des Lebens. Aber ich bin damit eben auch nicht allein. Und dieser Anker ist wirklich sehr stabil und zuverlässig. Ich fühle festen Halt mit diesem Gott. Er ist mir besonders in Stürmen wie dieser Pandemie ein stabiler und zuverlässiger Anker.

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