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Lasst Blumen sprechen
Bildquelle: klimkin/Pixabay

Lasst Blumen sprechen

Norbert Mecke
Ein Beitrag von Norbert Mecke, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Melsungen
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Er sieht aus wie ein Radikaler auf einer Demo: vermummt mit einem Halstuch bis über die Nase und schwarz gekleidet. Eine dunkle Schildmütze sitzt verkehrt herum auf seinem Kopf. Der linke Arm ist vorgestreckt. Mit dem rechten holt er aus. Wild entschlossen. Ich kenne solche Bilder aus dem Fernsehen: Gleich wirft er mit voller Wucht einen Pflasterstein in die Menge seiner Gegner.

Nur eins macht den Unterschied: Er hält keinen Stein, sondern einen bunten Blumenstrauß in der Wurfhand.
Das Poster, auf dem der junge Mann schemenhaft abgebildet ist, hängt bei mir im Zimmer. Es ist schwarz-weiß: bis auf die Blumen. Die leuchten in strahlenden Farben. Und der Schriftzug darunter:

Lass Dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Das wäre doch was: Wenn die Nachrichten mal von einer Demonstration berichten könnten, wo nicht Steine, sondern Blumen fliegen. Also: Keine Blumen, die in Zerstörungswut aus Kübeln herausgerissen wurden, sondern kleine schöne Sträuße. Als Zeichen: Ich mache bei Gewalt nicht mit. Ich lasse Blumen sprechen.

Wenn mir jemand einen Strauß zuwerfen würde, würde ich lachen. Keiner käme darauf, Wasserwerfer gegen Blumenschmeißer einzusetzen. Man würde das Wasser für Vasen nehmen und die Blumen daheim hineinstellen. „Hier. Von den Demonstranten vorhin! Davon ist auch der Blütenstaub auf meinen Klamotten.“

Eine Demo mit Blumenwerfern. Ich habe mir das Poster aufgehangen, weil es mich überzeugt. Sich freundlich für seine Positionen ins Zeug legen: Das ist´s! Nur weil man leidenschaftlich für etwas eintritt oder gegen etwas auftritt, müssen nicht gleich die Sicherungen durchbrennen. Oder wie man heute sagt: Muss man nicht gleich „aggro werden“.

Lass Dich nicht vom Bösen überwinden. Überwinde das Böse mit Gutem. Man muss die Blumen ja auch nicht schmeißen. Man kann ja auch Stärke demonstrieren und einfach mal eine überreichen: „Hier. Wir sind zwar nicht immer einer Meinung. Aber: Für Dich!“

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