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Halloween in gruseligen Zeiten
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Halloween in gruseligen Zeiten

Johannes Meier
Ein Beitrag von Johannes Meier, Evangelischer Pfarrer und Journalist, Kassel
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Morgen, am 31. Oktober ist wieder Halloween. Also höchste Zeit, die Kürbislampe ins Fenster zu stellen und ein paar Süßigkeiten parat zu haben, falls morgen Abend kleine Gespenster an der Haustür klingeln und drohen: "Gib mir Süßes – sonst gibt’s Saures!" Egal ob man Fan von Halloween ist – oder  nicht: Dieser Tag des Gruselns passt ziemlich gut in diese Zeit, findet Pfarrer Johannes Meier von der Evangelischen Kirche in Kassel.

Monster-Kinder und Riesenspinne

Natürlich werde ich so tun, als würde ich mich ganz fürchterlich erschrecken und gruseln, wenn morgen wieder die Kinder aus der Nachbarschaft vor der Tür stehen: verkleidet als Monster oder irgendwelche bösen Geister. Auf den großen Schreck gibt’s dann Gummibärchen.

Ein paar Häuser weiter hat man sich bei der Deko nicht auf Kürbisse beschränkt. Da sitzt schon seit Tagen eine riesige, schwarz behaarte Spinne auf der Garage, zwei Meter breit mit rot glühenden Augen. Ich kenne Leute, die trauen sich da kaum noch vorbei.

Halloween ist eine Art Feiertag für unsere Ängste

Mir machen allerdings gerade ganz andere Dinge Angst als Grundschüler mit Monstermaske oder Riesenspinnen aus Plastik. Mich schaudert es, wenn ich die Zeitung aufschlage: Die vierte Corona-Welle rollt – ob die Impfquote wohl hoch genug ist, um uns vor dem Schlimmsten zu bewahren?

Und morgen, genau an Halloween, beginnt die UN-Klimakonferenz in Glasgow und erinnert einmal mehr an ein Thema, das wirklich zum Fürchten ist. Ob es der internationalen Politik, ob es uns Menschen gelingt, das Klima-Steuer nochmal herum zu reißen? Was, wenn nicht? – Gruselig, das alles...

"Und wenn die Welt voll Teufel wär'..."

Nun ist morgen am 31. Oktober nicht nur Halloween, sondern auch Reformationstag, an dem evangelische Christen besonders an den Reformator Martin Luther denken. In seinem Reformationslied "Ein feste Burg ist unser Gott" hat Luther gedichtet: "Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen." 

Auch Luther kennt die Angst. Aber er stellt sich ihr mit mutigem Gottvertrauen entgegen. Er ist getragen von der Erkenntnis: Ja, in der Welt ist einiges zum Fürchten – das, was wir selbst anrichten, und das, was über uns hereinbricht.

Mittel gegen die Angst

Aber egal, wie gruselig es draußen in der Welt gerade sein mag. größer ist eine andere Macht: Gottes Liebe. Sie leuchtet auch im Finstern warm nach Hause und schenkt die Zuversicht: "Es soll uns doch gelingen!"

Deswegen zünde ich sie heute Abend wieder an: die Kürbislampe auf meinem Fensterbrett.

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