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Gläubig und glücklich in mörderischen Zeiten?
Foto: pixabay / geralt

Gläubig und glücklich in mörderischen Zeiten?

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt

Sie wollen ein Zeichen des Friedens in mörderischen Zeiten setzen, sagen sie. Sie pilgern friedlich und fröhlich durch die Straßen von Krakau, tragen bunte Halstücher, singen Glaubenslieder. In Polens einstiger Hauptstadt hört man in diesen Tagen weniger Polnisch, dafür viel Englisch, Französisch oder Spanisch. Seit Dienstag findet dort der katholische Weltjugendtag statt.

Jugendliche aus allen Himmelsrichtungen sind nach Krakau gereist, um gemeinsam zu diskutieren und die Bibel zu lesen, Gottesdienste zu feiern, Leute aus anderen Ländern kennen zu lernen und um Spaß zu haben. Glaubensfreude und das in der Woche der Attentate in Europa? Haben die Besucher vom Weltjugendtag keine Angst?

Simone Helluso ist ein junger Pilger aus Italien. Seine braunen Haare hat er nach hinten gegelt. Um den Hals trägt er ein kleines Kreuz an einem Lederband. Er sagt: „Wir sind Christen. Wir haben keine Angst. Wir sind hier, um zu bezeugen, dass Jesus den Tod besiegt hat.“ Man könnte zu ihm sagen: Junge, das ist liebenswert, aber naiv. Was bewirken Kerzen gegen Sprengstoffgürtel? Welche Macht hat Nächstenliebe gegen Mörder, denen nichts heilig ist? Die zwei Attentäter in Nordfrankreich haben in dieser Woche einem 86-jährigen Priester während der Messe vor dem Altar die Kehle durchgeschnitten.

Trotzdem: Die jungen Christen beim Weltjugendtag sind nicht naiv. An Christus glauben und Gott vertrauen heißt nicht: Mir kann nichts passieren. Die Bibel ist da realistisch und erzählt, wie grausam Menschen sein können. Gottvertrauen heißt: Was auch immer mir passiert, nichts und niemand kann mich von Gott trennen. Auch nicht der Tod.

In München wurde vorgestern ein anderer junger Christ beerdigt. Giuliano war 19. Der Amokläufer im Olympia-Einkaufszentrum hatte auf ihn geschossen. Giuliano starb in den Armen eines Ersthelfers. Bei der Beerdigung erzählte der Trauerredner, was Giuliano kurz vor seinem Tod gesagt hat: „Ich weiß, dass mein Leben hier nicht zu Ende ist, sondern woanders weitergeht.“

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