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Fresser und Weinsäufer
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Fresser und Weinsäufer

Maike Westhelle
Ein Beitrag von Maike Westhelle, Evangelische Pfarrerin, Studienleiterin, Hofgeismar
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Wenn man die Erzählungen über Jesus liest, merkt man: Er hat oft mit unterschiedlichen Leuten zusammengesessen. Dann aßen sie gemeinsam und tranken. Eigentlich ist das was Schönes. Doch seine Feinde nannten Jesus einen „Fresser und Weinsäufer“. Also einer, der vor allem sein leibliches Wohl im Sinn hat. Dem der eigene Bauch wahrscheinlich näher ist als die Sache Gottes. Von so einem ist jawohl nichts Gutes zu erwarten…

Nicht nur bei den Kritikern Jesu, auch in der Tradition der Kirche gab es schon immer Menschen, die auf Askese gesetzt haben. Wer nah an Gott sein will, wer es ernst meint mit seinem Glauben, der muss Maß halten. Alles Sinnliche und jeder Genuss könnten den Menschen von Gott entfernen.

Gott sei Dank ist das nicht die einzige Sichtweise.

„Fresser und Weinsäufer“, das ist bloß die polemische Beschreibung eines Genussmenschen.

Jesus hat aber etwas ganz Wichtiges für sein Wirken kultiviert: Beim gemeinsamen Essen kommt man sich näher. Es ist Zeit für Gespräche und in einer guten Atmosphäre kann man auch schwierige Themen angehen. Eine gute Tischgemeinschaft ist das.

Nicht nur Erzählungen von Jesus beschreiben solche Tischgemeinschaft; auch andere biblische Texte sprechen davon: Bei Gott wird es eine reich gedeckte Tafel für alle geben. Nicht nur so, dass die Menschen das Nötigste haben und nicht mehr hungern. Essen ist nämlich mehr als satt werden: Genuss und Lebensfreude. Gott sorgt für die Menschen, so dass Brot und Wein das Herz erfreuen. Deshalb ist das Abendmahl auch so zentral. Im besten Fall ist es ein Genuss, mit frischem Brot und süßem Wein oder Saft. Und in jedem Fall ist es eine Wohltat für die Seele: Zu spüren, dass Gott uns nah ist. In diesem Sinne dürfen wir mit Jesus alle „Fresser und Weinsäufer“ sein.

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