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Fantasien der Hoffnung
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Fantasien der Hoffnung

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel

Er will Geist, erzählt er vor drei Tagen im Fernsehen. Guten Geist. Allerweltsgeist kann jeder, meint er. Er will das Besondere. Für die Liebe seines Lebens, die er heiraten will. Dazu gehört ein Antrag. Auf Knien fragen kann jeder. Er will mehr Geist. Also schreibt er ein Schild. Darauf steht: Willst Du mich heiraten? Das Schild legt er ins Auto. Vor die Windschutzscheibe, Schrift nach außen. Dann fährt er los. Genau auf der Straße, in der ein Blitzgerät steht. Er braust an der Anlage vorbei. Mit überhöhter Geschwindigkeit. Das Gerät blitzt ihn. Das soll so sein.         
Vier Wochen später kommt der Bußgeldbescheid. Öffnen soll den Brief die Liebe seines Lebens. So sieht sie das Bild. Ihr Freund im Auto. Vor ihm das Schild: Willst du mich heiraten? Fein säuberlich von der Polizei aufgenommen. Vom Amt sogar vergrößert. Die Freundin ist überwältigt vom Bild und dem Strafbefehl. 150.- Euro kostet ihn der Einfall, sein besondere Geist. Sie sagt „Ja“, wie erhofft. Er ist glücklich.         
Das darf er auch sein. Nicht nur über das Ja der Geliebten. Auch über den Geist, die Fantasie der Hoffnung. Hoffnung muss sein. Immer. Wenn keine da ist, muss Hoffnung her. Fantasie der Hoffnung - das ist doch der Heilige Geist, dieses Geschenk Gottes an alle, die es sich wünschen. Fantasien der Hoffnung gibt der Geist. Hoffnung darauf, dass wir das Leben bestehen, nicht nur hinter uns bringen. Dass wir das Schwere tragen lernen mit Gottes Hilfe. Nicht nur darunter ächzen.
Dass wir einander achten lernen, hoffentlich, und nicht nur übereinander schimpfen. Und wenn es Grund zur Klage gibt, dann besser achtsam beschweren. Möglichst liebevoll. Sonst hilft es doch nicht. Allerweltsgeist kann jeder. Und jede. Heiliger Geist will mehr. Er schafft Fantasien der Hoffnung. Dafür muss man nur wissen, wie sehr man ihn braucht.

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