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Erbsensucher
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Erbsensucher

Claudia Sattler
Ein Beitrag von Claudia Sattler, Evangelische Pfarrerin, Herborn
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Wenn meiner Tochter beim Essen eine Erbse vom Teller rollt, dann geht nichts mehr. Jetzt und sofort muss diese eine abgestürzte Erbse aufgehoben werden, egal, ob der Teller randvoll ist. Ohne diese eine Erbse isst sie nicht weiter. Und so krieche ich unter den Tisch, schaue in die Ecken oder suche sie unter dem Schrank, bis ich fündig werde. Dann freut sich meine Tochter und isst weiter.

Jesus erzählt: So ähnlich macht es Gott auch. Gott mag uns Menschen so sehr wie meine Tochter ihre Erbsen. Jeder einzelne Mensch ist ihm wichtig. Gott lässt auch alles andere stehen und liegen, wenn ein Mensch abgestürzt ist. Er kümmert sich in erster Line um die, die hinten runterfallen, die sich ausgestoßen fühlen.

Jesus sagt: Diesen Menschen geht Gott hinterher. Er sucht in den dunkelsten Ecken der Gesellschaft, macht sich klein und legt sich für sie auf den Bauch, um auch im dreckigsten Winkel noch zu suchen. Was für ein Gott, der sich für uns Menschen so reinhängt! Der nicht sagt: „Naja, der Teller ist doch voller Erbsen, bisschen Schwund ist immer.“

Gott freut sich ein Loch in den Bauch, wenn einer, der einsam war, wieder am runden Tisch sitzen kann, wenn einer, der abgestürzt war, wieder Fuß fasst, wenn einer, dem es dreckig ging, wieder aufatmen kann.

Natürlich ist das anstrengend, wenn es bei uns zu Hause Erbsen gibt und ich immer wieder abtauchen muss, um zu suchen. Natürlich kostet es Zeit und Energie, Menschen aufzurichten, die hinten runtergefallen sind. Aber darin liegt Freude – im Himmel und auf Erden.

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