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Ein unverhofftes Geschenk

Ein unverhofftes Geschenk

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt
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Das war vielleicht eine Überraschung! Mitte November habe ich meine Winterjacke aus dem Schrank geholt, um sie für diesen Winter wieder startklar zu machen. Dabei kontrolliere ich immer auch alle Jackentaschen durch, und da habe ich ihn gefunden: einen zerknitterten Einhunderteuroschein. Mit so etwas hatte ich nicht gerechnet! Und ich war zuerst auch ratlos. Ich hab mich nicht mehr daran erinnert, wie und wann dieser Schein in meine Jacke gekommen ist. Ich habe das Geld auch seit dem letzten Frühling nicht vermisst. Und in der Zwischenzeit ist auch niemand gekommen, dem dieses Geld gehören könnte.

Mir war klar: Das war mein Geld, das ich da gefunden habe. Ich muss es irgendwann einmal in dieser Jackentasche vergessen haben. Und trotzdem hat sich dieses Geld „neu“ angefühlt, wie ein Geschenk, das man ganz überraschend bekommt. „Was mache ich jetzt mit diesem Geld?“, habe ich mir dann überlegt. Mein erster Impuls war, es einfach sofort in mein Portemonnaie zu stecken. „So hundert Euro mehr, die kann ich ja auch ganz gut gebrauchen“, habe ich mir gedacht. Aber das hat sich für mich nicht ganz richtig angefühlt. Schließlich habe ich ja genug Geld für alles, was ich gebraucht hab. Die hundert Euro waren so etwas wie ein unverhofftes Geschenk für mich.

Das alte Wort „geteilte Freude ist doppelte Freude“ ist mir dann beim Überlegen eingefallen. Und so habe ich das Geld ganz einfach geteilt. In meiner Gemeinde kenne ich einen Mann, der sich sehr für wohnsitzlose Menschen meiner Stadt einsetzt. Ich habe den Schein gewechselt und ihm dann ganz einfach 50 Euro nach einem Gottesdienst in die Hand gedrückt. Auch für ihn kam diese Spende unverhofft, und auch er hat sich gefreut, als ich ihm von der Geschichte dieses Geldes erzählt habe. Von der anderen Hälfte bin ich dann mit einem Freund gut essen gewesen. Auch das war eine echte Freude für uns beide!

Dank diesem unverhofften Fund habe ich wieder erlebt: Teilen macht Freude. Das will ich öfters erleben – nicht nur, wenn ich zufällig mal etwas finde!

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