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Ein besonderes Bergerlebnis
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Ein besonderes Bergerlebnis

Ute Klewitz
Ein Beitrag von Ute Klewitz, Pastoralreferentin, Mentorin für Lehramtsstudierende mit dem Fach Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz
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„Wandern ist langweilig. Ich möchte nicht mit, ich warte lieber im Auto.“ Mein 14jähriger Sohn hat das in unserem Urlaub immer und immer wieder gesagt. Und während er das sagte, hatte er seine Kopfhörer im Ohr und übers Handy lief Musik. Um ehrlich zu sein, dieses Verhalten hat mich ganz schön genervt: Das war eine Endlosschleife. In diesem Sommer sind wir mit der ganzen Familie in den schwedischen Bergen gewesen. Da gibt es eine unglaublich schöne Natur: grüne Wälder, blaue Seen und dazwischen Berge, die oft aus großen Felsengruppen bestehen. Ich habe gedacht: Das kann doch auch Jugendlichen Spaß machen, da hoch zu klettern. Mein Sohn liebt Herausforderungen und gewinnt gerne. So habe ich versucht, ihm das schmackhaft zu machen: er soll dieses Klettern im Berg doch als Kampf gegen sich selber sehen, den nur die Allerbesten bestehen können. „Wenn du dein Ziel erreichst, wenn du auf der Spitze des Berges stehst,“ hab ich ihm erklärt, „dann hast du als Erster einen Ausblick auf alles, was dich umgibt: andere Berge und vielleicht auch Rentiere.“ Was es gewesen ist, weiß ich bis heute nicht, aber mein Sohn ist tatsächlich losgelaufen.

Dabei hat er uns alle überholt und ist auf direktem Weg zur Spitze des Berges hinaufgestiegen. Dort angekommen, hat er sich im Schneidersitz hingesetzt und geschwiegen. Mein Sohn hat da wie ein kleiner Buddha gesessen: ruhig und erhaben. Er wirkte tief in sich versunken. Als religiöse Fachfrau fielen mir bei dem Anblick gleich die Wüstenväter und Mütter ein. Frauen und Männer, die vor allem an extremen Orten im Gebet zu Gott und auch zu sich selbst gefunden haben. Ihre Ausblicke in die Natur haben oft zu tiefen Einblicken in das menschliche Leben geführt. So haben sie zu vielen Lebensfragen klare und verständliche Antworten gefunden. Dieser Blick auf meinen Sohn hat mich beeindruckt. Nach einer halben Stunde Ruhe ist er aufgestanden und den Berg einfach so wieder runter gelaufen. Unten am Parkplatz hat er auf den Rest der Familie gewartet. Dann auf der Rückfahrt im Auto ist etwas Neues geschehen: mein Sohn bot mir einen seiner Kopfhörer an und wir haben gemeinsam Musik gehört.

 

 

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