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Eigenes Gemüse
Foto: Privat

Eigenes Gemüse

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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„Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land …“
Das ist ein Lied zum Erntedankfest. Für das Lied ist es noch etwas früh. Aber Pflügen, Säen und Pflanzen ist jetzt an der Zeit, damit man ernten kann.
Und das ist dieses Jahr ein Problem. Viele Erntearbeiter aus Osteuropa, die jede Saison nach Deutschland kommen, um für uns Salat und Erdbeeren zu pflanzen und Spargel zu stechen, konnten wegen der Krise zunächst nicht über die Grenze kommen. Mittlerweile gibt es für sie Sonderregelungen. Spargel wird es also voraussichtlich genügend geben. Bei Gurken, Kohl und Salat ist das noch nicht sicher. Die Landwirte bei mir in der Wetterau sagen, sie konnten bislang nicht so viel pflanzen.

Eigenes Gemüse ziehen in Rinderbügen

Eine Bäuerin aus Rinderbügen im Vogelsberg hatte da eine Idee: Sie stellt der Dorfgemeinschaft in diesem Jahr einen großen Acker zur Verfügung, damit die Menschen dort selbst einen Gemüsegarten anlegen können. Mit ihren Mitarbeitern pflügt und eggt die Bäuerin den Boden, mischt Kompost unter und stellt ein Wasserfass auf. Und dann sind die Rinderbügener selbst dran. Sie kaufen die Samen und die Setzlinge und legen los. Was so ein Gemüseacker braucht, lernen die Jüngeren von den Älteren. Die wissen noch ganz selbstverständlich, wie man eigenes Gemüse zieht.

Urban Gardening in Darmstadt

Schön für die Menschen auf dem Land, hab ich gedacht. Und was machen die Städter? Da erzählt mir eine Studentin aus Darmstadt: „Wir haben schon vor der Krise mit ein paar Kommilitonen ein Stück Acker gepachtet. Kartoffeln, Karotten und Kohlrabi hat der Bauer für uns gepflanzt. Die Setzlinge für Salat, Tomaten und Paprika bereiten wir gerade zu Hause vor.“ Die Studentin in Darmstadt kann’s kaum erwarten. Sie sagt: „Am ersten Mai dürfen wir loslegen, ich freu‘ mich schon auf die Arbeit für unser eigenes Gemüse.“

Selbst angebautes Gemüse genießt man bewusster

Selbst pflanzen, gießen und ernten, das bringt nicht nur eigenes Gemüse hervor. Es erdet die Menschen auch und macht Freude. Das eigene Gemüse schmeckt anders. Man genießt es bewusster, dankbarer. Ich glaube, man erlebt dabei auch etwas, das zum Leben gehört: die Unverfügbarkeit. Im Erntedanklied klingt das so: „Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand.“

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