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Du bist okay: Diese Botschaft des Kindes in der Krippe entspannt
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Du bist okay: Diese Botschaft des Kindes in der Krippe entspannt

Michael Friedrich
Ein Beitrag von Michael Friedrich, Katholischer Diakon in der Pfarrei St. Peter und Paul, Hosenfeld
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In der Weihnachtszeit konnte ich in einem Supermarkt ein sportlich gekleidetes Ehepaar beobachten. Beide rümpften die Nase über alles, was nicht so war, wie sie es wollten. Schnell wird die dahinter liegende Sichtweise deutlich: Die Welt muss sein, wie ich es will. Alles hat zu funktionieren und für mich zu passen. Und in der Tat sind Menschen oft mit der Frage unterwegs: "Was passt zu mir?" Beim Einkauf, bei der Auswahl der Begegnungen, der Kleidung und bei allem, mit dem sie ihren Lebensstil dekorieren. Und ich frage mich auch: Was passt zu mir? Und ich bemerke ständig mit dieser Frage unterwegs zu sein, führt dazu, dass ich immer häufiger auf nicht Perfektes stoße. Und durch diese Zufallsbeobachtung merke ich – ich bin nicht allein mit dieser Sichtweise. Auch anderen ergeht es so. Unsere Gesellschaft und die einzelnen Menschen wirken immer angespannter.

Die uns vertraute Weihnachtsgeschichte aus der Bibel erzählt auch von Anspannung und überraschender Entspannung. Daraus einige Fragmente: Ein Kaiser aus Rom, der die Menschen und ihre Finanzkraft erfassen möchte. Eine Volkszählung auf Befehl der Besatzer, die politische Spannungen auslöst. Die Menschen sind ob dieser Situation angespannt. Angespannt sind auch Maria und Josef. Sie erwarten ihr erstes Kind und müssen, um die Vorgaben der Mächtigen zu erfüllen, auf Reisen gehen. In der vollen Stadt finden sie keine Unterkunft. Schließlich bleibt nur ein Stall. Und dann sind da noch Hirten, Menschen am Rande. Sie leben in prekären Verhältnissen und kämpfen um das Überleben.

In diese Spannung hinein wird Jesus Christus geboren. Das Lukasevangelium beschreibt es so: "Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen." (Lk 2, 6-7) Ein Kind kommt zur Welt, ist auf einmal da. Viele Gemälde von der Geburt Christi zeigen ein strahlendes Baby und Menschen, die es aufmerksam und völlig entspannt betrachten. Die Anspannung ist gewichen, alle atmen auf. Mit dieser plötzlichen Entspannung hatte niemand gerechnet. Das Baby in der Krippe – Gottes Sohn – lässt alles Angespannte vergessen. Es liegt da, freut sich und ist eins mit sich. In uns die wir es betrachten, rührt es das innere Kind an. Wir wissen es: So ein zufriedenes Kind waren auch wir alle einmal. Darin können wir die Grunderfahrung des Menschwerdens erkennen: Ich bin okay. – du bist okay. Im Laufe unsers Lebens machen wir diese Erfahrung vielleicht in den Armen eines geliebten Menschen. Dabei spüren wir Harmonie, Entspannung und Frieden. Es ist die Haltung Gottes uns Menschen gegenüber. In der Heiligen Nacht wird uns diese Erfahrung der Entspannung von außen geschenkt. Die Menschen im Stall entdecken: Alles passt plötzlich und das obwohl die Umstände wenig optimal sind.

Die Erfahrung mit Gott: "Ich bin okay, du bist okay" liegt einfach da. Sie ist gratis und immer zugänglich. Die Türen unserer Kirchen sind gerade jetzt offen und laden ein, häufig auch mit künstlerisch gestalteten Weihnachtskrippen. Beim Anschauen des Kindes in der Krippe dürfen wir uns von Gott entspannen lassen. Für Gott sind wir und die anderen Menschen so okay, wie wir sind. Für ihn muss nicht alles passen.

 

 

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