Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Gottesdienst ansteckungsfrei
Fabian Strauch/picture alliance

Gottesdienst ansteckungsfrei

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
Beitrag anhören:

In der russlanddeutschen Gemeinde der Evangeliumschristen-Baptisten in Frankfurt-Rödelheim haben sich Gläubige getroffen, um miteinander Gottesdienst zu feiern. 180 Menschen aus der weiteren Region waren dabei und haben später andere angesteckt. Ohne Mund- und Nasenschutz haben sie gesungen, später miteinander gegessen. Bis Donnerstag haben sich 200 Personen mit dem Coronavirus infiziert. Das hätte sich verhindern lassen, findet Andrea Seeger von der evangelischen Kirche.

Gottesdienste vor Ort sind mit Auflagen möglich

Seit der Lockerung Anfang Mai können Menschen in Hessen wieder Gottesdienste feiern ­- unter strengen Auflagen. Der Abstand von mindestens 1 Meter 50 muss gewahrt sein, jeder trägt Mund- und Nasenschutz.

Singen ist für Kirchgänger, für Gläubige in Moscheen und Synagogen verboten, höchstens ein Summen darf es sein.

Und es sollten sich – je nach Größe des Raumes – nur angemessen viele Menschen versammeln, ihre Adressen bekannt sein. In der Frankfurter Emmausgemeinde – nur als Beispiel - dürfen 20 Menschen den Gottesdienst besuchen - mit vorheriger Anmeldung.

Schutzmaßnahmen mutmaßlich nicht beachtet

Es ist noch nicht alles aufgeklärt, aber mehrere dieser Schutzmaßnahmen scheint die Gemeinde der Evangeliumschristen-Baptisten in Frankfurt ignoriert zu haben.

Fast 200 Gläubige kamen zusammen, feierten, sangen, aßen und tranken. Um die 200 Personen haben sich mit dem Virus infiziert – Tendenz steigend.

Für die betroffenen Gemeindemitglieder und ihre Familien ist das schrecklich. Wir hoffen, beten und vertrauen auf das medizinische Personal, dass die Sache glimpflich verlaufen wird.

Gemeinschaft schmerzlich vermisst

Ich kann gut verstehen, dass Menschen Gottesdienst in persönlicher Gemeinschaft feiern möchten. Wir alle vermissen körperliche Nähe, möchte uns gerne mal wieder umarmen, küssen und herzen.

Nur: Es geht nicht – nicht jetzt! Jetzt müssen wir so viel wie möglich tun, um Leben zu erhalten, müssen uns gedulden, bis ein Impfstoff da ist.

Gottesdienst und Zuspruch ansteckungsfrei erleben

Solange gibt es wunderbare Alternativen: Pfarrerinnen, die zur Andacht vors Haus kommen, Andacht per Telefon oder über Dorfsprechanlage, digitale Gottesdienste jüdisch und christlich, muslimisches Gebet im Autokino, multireligiöse Feiern, ein großes Angebot an Radio- und Fernsehgottesdiensten.

Jetzt zu Pfingsten die hr1 Sonntagsgedanken zum Beispiel. Viel Zuspruch also ­– garantiert ohne Ansteckungsgefahr.  

 

 

.

 

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren