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Andreas - ein Heiliger aus der zweiten Reihe?
Bildquelle: falco_pixabay

Andreas - ein Heiliger aus der zweiten Reihe?

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Das Straßenschild in X-Form, das uns an unbeschrankten Bahnübergängen vor der Gefahr warnt, wird landläufig Andreaskreuz genannt. Ich glaube, die wenigsten Menschen wissen, dass der Name auf den heiligen Andreas hinweist, einen der 12 Jünger Jesu, die in der Bibel namentlich genannt werden.

Das Andreaskreuz wacht über unbeschrankte Bahnübergänge

Tatsächlich ist dieses seltsame Kreuz sozusagen das Erkennungssymbol dieses Heiligen. Manchmal stehen in den Kirchen ja die Statuen der zwölf Apostel – und wenn man dann den Apostel Andreas sucht, kann man ihn an diesem Kreuz in X-Form leicht identifizieren. An solch einem Kreuz soll Andreas gestorben sein. Er hatte sich den Zorn der Mächtigen zugezogen und wurde als Märtyrer gekreuzigt, an so einem Kreuz.

Der weniger bekannte B-Heilige

Wir wissen nicht sehr viel über den Andreas. Wahrscheinlich stammt er aus Kafarnaum und von Beruf war er wohl Fischer. Er war wahrscheinlich erst ein Jünger von Johannes, dem Täufer, bevor er sich Jesus anschloss. Und er soll seinen Bruder Simon auf Jesus aufmerksam gemacht haben. Simon bekam später von Jesus den Beinamen Petrus, der Fels, und es scheint, dass er zum inner circle gehörte, zu denen, die ganz nah dran waren an Jesus. Von Petrus erfahren wir eine ganze Menge in den Evangelien.

Und so wird Andreas im Rückblick immer mehr „der Bruder von…“. Ehrlich gesagt war das auch meine erste Assoziation, Andreas, das ist doch der Bruder von Petrus! Sozusagen ein B-Heiliger, einer aus der zweiten Reihe.

Es braucht auch eine zweite Reihe

Ob Andreas neidisch war auf seinen Bruder, der so viel mehr Öffentlichkeit und Beachtung bekam? Wahrscheinlich war es ja schon damals nicht so prickelnd, in erster Linie der Bruder oder die Schwester von … zu sein! Wie die Situation wirklich war, ob ich da aus heutiger Sicht zu viel hinein interpretiere, das ist nur noch schwer heraus zu finden. Klar ist aber auch: Es braucht nicht nur Alpha-Tiere und nicht nur Anführerinnen und Tonangeber. Das gilt für die Jüngerinnen und Jünger Jesu genauso wir für jede Gruppe und Organisation und auch für die Gesellschaft als ganze. Ich glaube, jeder und jede kann das mit Blick auf den eigenen Freundeskreis bestätigen.

Wie wohltuend sind Menschen, denen es nicht darum geht, selbst im Mittelpunkt zu stehen – und die sich deshalb nicht weniger einsetzen. Die zuhören können, ohne immer selbst reden zu müssen. 

Ein zweiter Blick lohnt

Interessant finde ich, dass in der orthodoxen Kirche der heilige Andreas einen sehr hohen Stellenwert hat. Andreas soll den Bischofssitz von Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, begründet haben. Daher beruft sich die orthodoxe Kirche auf ihn. Der aktuelle Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus der I., gilt als 270. Nachfolger von Andreas.

Wow, irgendwie geht es den Heiligen wie „de Leut“: Da mag jemand in der einen Gruppe nur einer von vielen sein – und in der anderen Situation ganz entscheidend. Es lohnt auf jeden Fall ein zweiter Blick!

Heute begeht die katholische Kirche den Tag des heiligen Andreas. Und so gratuliere ich allen, die Andreas, Andrea, Andres oder André heißen, herzlich zum Namenstag!

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