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Nicht in meinem Namen
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Nicht in meinem Namen

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen

Vor ein paar Wochen hat mich eine Freundin auf ein Lied aufmerksam  gemacht: „Nicht in meinem Namen“, heißt es, es stammt von Bodo Wartke. Ich hab den Künstler bis dahin gar nicht gekannt, und auch das Lied war mir neu, obwohl es schon zwei Jahre alt ist.
Der Text hat mich angesprochen – das heißt, eigentlich hat er mir aus der Seele gesprochen: Er ist die fiktive Ansprache eines Gottes einer Weltreligion, der sich darüber empört, was in seinem Namen alles getan wird.  Da heißt es: „All der Hass und all das Leid… geschieht nicht in meinem Namen!“
Bodo Wartke wendet sich mit seinem Lied gegen radikale, menschenverachtende Auslegungen jedweder Religion. Er kritisiert religiös begründeten Fanatismus, der Menschen Verbrechen tun lässt, die im Gegensatz stehen zu den Grundgedanken der Religionen: Frieden, Menschenliebe und Respekt. Das Lied ist kein Bekenntnis zu einer bestimmten Religion, sondern ein Bekenntnis zur Menschlichkeit und zum respektvollen Umgang miteinander.


Das Lied berührt auch mich als gläubige Christin. Ich will nicht, dass im Namen meiner Religion Dinge getan werden, mit denen ich nicht einverstanden bin. Dinge, die ich als Theologin auch noch anders sehe und begründen kann. Ich möchte zum Beispiel nicht, dass sich Leute auf die Werte des christlichen Abendlandes berufen, Kreuze aufhängen und gleichzeitig entscheiden, dass Menschen in Seenot aus politischen Gründen nicht gerettet werden sollen.
In der Bibel steht, was die Menschen tun sollen, die Jesus nachfolgen sollen: Sie sollen in Gottes Namen taufen und lehren und heilen und Verzeihung und Versöhnung aussprechen. Und Jesus wird noch klarer: Er sagt, sie sollen Hungrigen zu Essen geben, Durstigen sollen sie zu Trinken geben, Fremde und Obdachlose aufnehmen, Nackten Kleidung geben, Kranke und Gefangene besuchen. (Mt 25,35-45)
Und an einer anderen Stelle weist Jesus die Jünger zurecht. Die Jünger hatten sich beschwert, dass andere Leute im Namen Jesu heilen. Da sagt Jesus: „Jeder, der seinem Nächsten etwas Gutes tut, handelt in meinem Namen!“ (Mk 9,40)
In jüdisch-christlicher Tradition bedeutet der Name Gottes „Ich bin da“ oder „Der für dich da ist“. Es ist ein Name, der Zuwendung und Hilfe ausdrückt – nicht Ablehnung und Gewalt! Es ist also nur konsequent, wenn der Gott im Lied von Bodo Wartke sich dagegen wehrt, dass er  von aggressiven und menschenverachtenden Kreisen vereinnahmt wird.
Ich wünsche mir, dass das Lied Viele hören und dass es in viele Sprachen übersetzt wird, denn der Schluss des Liedes bringt es auf für mich auf den Punkt:
„…Wenn ihr zerstört, was ich erschuf,
dann will ich nicht, dass ihr euch auf mich beruft.
Denn ihr handelt nicht in meinem Namen!
 
Im Gegenteil,
ihr verwandelt diesen Planeten
in einen finst‘ren unduldsamen
und verschandelt das Ansehen all derer,
die in Frieden kamen.
Es wird Zeit, dass euch einer standhält,
eurem Wahn, diesem grausamen.
Denn ihr handelt nicht in meinem Namen!
Denn ihr handelt nicht in meinem Namen!
Shalom, Inschallah, Amen.“

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