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Heute hier, morgen da
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Heute hier, morgen da

Ute Klewitz
Ein Beitrag von Ute Klewitz, Pastoralreferentin, Mentorin für Lehramtsstudierende mit dem Fach Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz

„Heute hier, morgen dort“, so beginnt ein Lied von Hannes Wader. Der Sommer ist für viele eine Zeit des Reisens: Espresso in Italien, Rotwein in Frankreich, Tapas in Spanien. Besonders spannend finde ich es, darüber hinaus fremde Menschen kennenzulernen. Aber ganz ehrlich: In diesem Jahr war ich beim Reisen so verunsichert wie selten zuvor. Wegen der Brände in vielen Urlaubsregionen, der wirtschaftlichen Not in manchen Ländern und auch wegen der toten Flüchtlinge im Mittelmeer. Da frage ich mich: Was heißt dann Reisen? Ich bin unterwegs, um ein neues Land zu sehen und den Menschen dort zu begegnen. Und zwar so, wie es wirklich dort ist, mit dem, was schön und beeindruckend ist, aber auch mit dem, was ich schwierig und bedrängend erlebe. Ich möchte auf keinen Fall einfach nur meine Wohnung in ein anderes Land tragen.

Für mich hat Reisen ganz viel mit der inneren Haltung zu tun. Wie offen bin ich, Neues zu sehen und mich darauf einzulassen? Wenn ich mir die politischen und wirtschaftlichen Themen der letzten Zeit anschaue, dann geht es für mich gefühlt nur noch um Macht, Reichtum und Gewinn. Gleichzeitig wird alles Fremde und Anstößige abgegrenzt. Es scheint mir so, dass nur noch der vorankommt, der sich zum Größten, zum Besten erklärt und im Luxus lebt. Das klingt so schwarz und weiß. Für mich ist Leben vielschichtig. Und natürlich gibt es da auch viele Ängste. Besonders stark ist im Moment wohl die Angst davor, die eigene Wohlfühlzone zu verlassen oder verlassen zu müssen. Also bin ich, wenn überhaupt, nur sicher unterwegs? Geht das? Mich hat schon als Kind fasziniert, wie Jesus rumgereist ist. Sicher hat er nicht so große Wege zurückgelegt, wie wir heute, aber innerlich hat er eine Größe gezeigt, die bis heute Menschen anspricht. Jesus ging es dabei nicht um sicheres Reisen, sondern um Begegnung: Er hat mit jedem gesprochen. Dadurch hat er so manches Leben verändert. Hans Wader singt am Schluss seines Liedes: „So vergeht Jahr um Jahr und es ist mir längst klar, dass nichts bleibt, wie es war!“

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